10.03.2020, 17:42
Die Antideutschen stehen häufig solidarisch zu Israel, wohingegen die Antiimperialisten die USA und Israel kritisieren. Bildquelle: Irmel Hirsch; CC BY-SA 2.0
Von „der einen Antifa“ zu sprechen lehnen die Linken, die auch häufig selbst „Mitglieder“ sind, kategorisch ab. Trotzdem verwenden Konservative, Liberale und rechte Strömungen den Begriff „der Antifa“ inflationär. Tatsächlich ist es aber wenig sinnvoll, von „der Antifa“ zu sprechen, da man Bürgern und Politikern nahelegt, dass eine Organisation existiere, die man irgendwie fassen, beobachten, katalogisieren und im Zweifelsfall sogar verbieten kann. Dies ist nicht der Fall.
Getrennt marschieren, gemeinsam schlagen
„Die Antifa“ gibt es aber weder national noch regional. Was es aber gibt, sind selbsternannte antifaschistische Gruppierungen – insbesondere in den Universitätsstädten, die sich als dezidiert linksradikale Bewegung einstufen und sich dem antifaschistischen „Block“ zugehörig fühlen. Zwischen diesen hunderten Subgruppen gibt es ebenso viele Unterschiede und Nuancen. Trotzdem handelt man normalerweise nach dem uralten Motto Graf von Moltkes: „Getrennt marschieren, gemeinsam schlagen!”
Antideutsche und Antiimperialisten
Eine Trennlinie kann zwischen den sogenannten antideutschen und den antiimperialistischen Gruppen gezogen werden. Die antiimperialistischen Linken ähneln stärker der klassischen Linken, die stark antiamerikanische Tendenzen vorweisen. Man bezeichnet Israel mitunter als Brückenkopf des Imperialismus oder Kapitalismus und ist dementsprechend häufig selbst antisemitisch ausgerichtet. Dadurch sind muslimische Einwanderer oftmals die natürlichen Verbündeten der „Antiimps“.
Im Gegensatz dazu stehen die sogenannten „Antideutschen“, die eine jüngere Abspaltung der radikalen Linken sind. Hauptfeind ist der deutsche Nationalismus, zu dem mittlerweile alles zählt, was sich rechts der SPD bewegt. Man bekennt sich in uneingeschränkter Solidarität zu Israel und ist dadurch auch in der Gegnerschaft zum traditionalistischen Islam.
In der Praxis richten sich allerdings nur selten politische Aktionen gegen den Islamismus, stattdessen gehen beide Strömungen gegen das einheimische konservative Lager vor. Ob das aus zartem Burgfrieden hinter multikultureller Doktrin heraus begründet ist oder man schlicht und einfach Angst vor konservativen Türken, Syrern und Islamisten hat, die sich weitaus weniger gefallen lassen, als CDU,FDP und AfD, ist nicht eindeutig. Beide Elemente werden eine Rolle spielen.
Herkunft und Entwicklung
Die Antideutschen entspringen eher dem westdeutschen universitären Milieu, wohingegen die Antiimperialisten tendenziell in Ostdeutschland beheimatet sind. Grob vereinfacht kann gesagt werden, dass die Antideutschen Zulauf verzeichnen, wohingegen die orthodoxeren Antiimperialisten sich auf dem absteigenden Ast befinden. Als Beispiel wäre hier die Zeitschrift Junge Welt zu nennen sowie die Deutsche Kommunistische Partei (DKP), die in der Tradition Lenins gegen den Imperialismus wettern und ein geringeres Problem mit Begriffen wie Deutschland, Volk und Tradition haben, als die moderneren Antideutschen.
Verflechtung in die Parteienlandschaft
Gerade die antideutschen Antifaschisten haben gute Verbindungen in das etablierte Milieu der Parteienlandschaft, hauptsächlich durch die Grünen und die Linken, aber auch durch SPD und Gewerkschaftsverbände. Ein gutes Beispiel für die Verquickung zwischen einer antifaschistischen Ortsgruppe und der Gewerkschaft verdi, war die indirekte Kooperation zwischen dem „Offenen Antifaschistischen Treffen Rems-Murr“ und der lokalen verdi-Gruppe. In der Vergangenheit berichteten wir ebenfalls über andere Verbindungen zwischen Linksradikalen und der SPD.
Interner Streit
Ein echter Gegensatz schwelte jahrelang zwischen den antideutschen, universitär geprägten Linken und dem maoistischen „Jugendwiderstand“, die sich zu einem national geprägten Sozialismus bekannte, aber noch weiter als die traditionellen „Antiimps“. Mitunter konnte man den Jugendwiderstand kaum von rechtsextremen Gruppen unterscheiden.
Gelegentlich kam es sogar zu Konflikten und Handgreiflichkeiten zwischen den einigen hundert Mann starken Mitgliedern des Jugendwiderstandes und den Antideutschen, die im „Verrat“ der Antideutschen gipfelte. Das kritisierten viele Linke. Selbst im internen Konflikt dürfe man nicht auf die Strukturen des Staates und der Repression zurückgreifen. Einige Antideutsche hielten sich nicht daran: Der „Jugendwiderstand“ wurde nach einer Verleumdungsaktion und anschließende Razzien aufgelöst. Wir berichteten.
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Quelle: https://www.blicknachlinks.org/wer-ist-e...ie-antifa/
"Wenn Unrecht Gesetz wird,wird Rebellion Pflicht."
Der Klartexter
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