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(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: Vor 3 Stunden von Klartexter.)
Magdeburg: Saudis warnten deutsche Behörden dringend vor "extremistischen Ansichten" von Taleb A.
21 Dez. 2024
Es tauchen immer mehr Informationen zum mutmaßlichen Attentäter von Magdeburg auf. Berichten zufolge haben die deutschen Behörden Hinweise über seine extremistischen Ansichten nicht ernst genommen.
Screenshot des X-Accounts von Taleb Al Abdulmohsen
Ein 50-jähriger Saudi rammte am Freitagabend eine Menschenmenge auf einem Weihnachtsmarkt in Magdeburg und riss mindestens fünf Menschen in den Tod, darunter ein Kleinkind, Dutzende wurden schwer verletzt. Auf X (ehemals Twitter) war er als radikaler Islamgegner aktiv und verfügte über eine beachtliche Anhängerschaft. Sein Profilname auf X lautet Taleb Al Abdulmohsen. Viele seiner Posts veröffentlichte er auf Arabisch. Den saudischen Behörden fiel er offenbar schon früher als potenzieller Gefährder auf. Sie hätten zuvor die deutschen Behörden vor den extremistischen Ansichten des Verdächtigen gewarnt, so eine saudische Quelle gegenüber Reuters.
Diese Angaben werden von der Deutschen Presse-Agentur bestätigt. Das Königreich habe seine Auslieferung beantragt, darauf habe Deutschland nicht reagiert, hieß es in einer Meldung. Nach dpa-Informationen hatte es vor rund einem Jahr eine Art Warnhinweis zu dem Mann an die deutschen Behörden gegeben.
Wenn es zutreffe, dass der Täter "eine Gewalttat angekündigt hatte und es Warnungen von ausländischen Diensten gab, muss aufgeklärt werden, warum es so weit kommen konnte", sagte der frühere Bundesjustizminister und FDP-Generalsekretär Marco Buschmann dazu. Aus seiner Sicht müssten die Strukturen der inneren Sicherheit in Deutschland grundsätzlich reformiert werden. Zu viele Behörden in Bund, Ländern und Kommunen überschnitten sich bei der Erfüllung ihrer Aufgaben. "Das muss neu geordnet und die Ermittlungsbehörden dabei gestärkt werden", sagte er.
Laut Medienberichten wandte sich Abdulmohsen noch Ende der 1990er Jahre vom Islam ab und kam 2006 nach Deutschland, wo er zehn Jahre später politisches Asyl erhielt. Er soll lange als Arzt in einer Psychiatrie mit Suchtkranken gearbeitet haben. Er war zudem als Fluchthelfer für Frauen aus arabischen Ländern tätig. Das geht aus einer BBC- aus dem Jahr 2019 hervor. Er soll hunderten Frauen geholfen haben, die sich vom Islam abgewandt und für ein Leben ohne männliche Bevormundung entschieden haben.
Insgesamt trat Abdulmohsen öfters in den Medien in Erscheinung, auch bei der FAZ. Im Juni 2019 veröffentlichte die Zeitung ein langes mit dem Aktivisten unter dem Titel "Ich bin der aggressivste Kritiker des Islams in der Geschichte". Damals habe es keine Anzeichen für seinen Verfolgungswahn gegeben, schreibt die FAZ nun dazu. Die Einträge des mutmaßlichen Attentäters in den sozialen Medien deuten darauf hin, dass er in den fünfeinhalb Jahren seither auch immer stärker mit Deutschland und dessen Migrationspolitik gehadert hat, so das Blatt.
Vor wenigen Tagen wurde ein weiteres Interview mit Abdulmohsen auf einer islamkritischen Webseite . Im Artikel warf er westlichen Staaten und allen voran Deutschland eine Politik der Islamisierung vor und bezeichnete sich als Kritiker aus dem "linken Spektrum", der enttäuscht sei. Jihadisten würden in Deutschland willkommen geheißen und Ex-Muslime verfolgt, behauptete er mit Verweis auf Asylunterlagen, "dokumentierte Schikanen und Aussagen aus erster Hand".
Dabei drohte der Aktivist auf X Deutschland und den Deutschen offenbar mit Gewalt. "Deutschland wird einen hohen Preis zahlen, einen sehr hohen", schrieb er in einem seiner zahlreichen Tweets. Viele Texte dieser Art hat der Telegram-Kanal Media Guerilla Berlin zusammengetragen und auf mehrere Videos gemacht, die Taleb A. kurz vor dem Anschlag . Darin beschuldigte er die deutsche Polizei, einen USB-Stick aus seinem Briefkasten gestohlen zu haben, nachdem er 2023 in Köln eine Strafanzeige eingereicht hätte. Abdulmohsen beschwerte sich auch darüber, dass es in Deutschland nicht erlaubt sei, eine Waffe zu kaufen oder zu tragen, und am Ende des Videos sagte er:
"Die Polizei selbst ist kriminell. In diesem Fall mache ich die deutsche Nation, ich mache die deutschen Bürger für das verantwortlich, was auf mich zukommt."
https://x.com/DrTalebJawad/status/187016...n%5Es1_c10
Weiteren Tweets zufolge sei der mutmaßliche Täter Anhänger Großisraels und habe die Machtübernahme in Syrien durch Islamisten begrüßt. Darauf weisen einige Tweets, die er repostet haben soll, hin. Auch soll er Auftritte von Alice Weidel und Elon Musk repostet haben.
In den sozialen Medien kursieren weitere Hinweise auf angebliche Aussagen des mutmaßlichen Täters, die auf seine extremistischen Absichten hindeuten. So soll eine Frau im Jahr 2023 die deutsche Einwanderungsbehörde BAMF in englischer Sprache vor seinen Mordplänen gewarnt haben. Die Hinweise seien ignoriert worden. Das Welt-Rechercheteam derzeit die Echtheit dieser Postings. Es hat zuvor schon bestätigt, dass eine E-Mail der Verfasserin an die Polizeistation der US-Stadt Berlin echt sei.
https://x.com/iamyesyouareno/status/1870...n%5Es1_c10
Mitunter haben Reporter den Wohnort des mutmaßlichen Täters in Bernburg aufgesucht und mit Menschen gesprochen. So schilderte ein Nachbar im MDR-Interview den Mann als sehr zurückgezogen und verschlossen. Man habe natürlich gewusst, dass er Arzt im Fachklinikum Salus sei, und ihn ab und zu in der Stadt beim Einkaufen gesehen. "Aber für mich war er ein ganz normaler Nachbar, ein ganz normaler Bürger." Es sei eine beängstigende Situation, vor allem, weil man drei Jahre mit diesem Menschen in einem Haus gewohnt und gar nichts über ihn gewusst habe.
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Quelle:
"Sehr ungewöhnliches Täterprofil" – Neues zum Magdeburg-Attentat
21 Dez. 2024
Der Fahrer eines Pkws steuert auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt in eine Menschenmenge. Dutzende Verletzte und mindestens zwei Tote – das ist die erste Schreckensbilanz des Anschlags. Doch was genau ist passiert?
Der Weihnachtsmarkt am Alten Markt in Magdeburg nach dem terroristischen Attentat am Freitag - Quelle:
Auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg ist um kurz nach 19 Uhr ein Autofahrer in eine Menschengruppe gefahren. Neben zwei Toten sind "zahlreiche Verletzte" zu beklagen, bestätigte auch Stadtsprecher Michael Reif. Das Auto, mit dem der Täter "mindestens 400 Meter über den Weihnachtsmarkt" in die Menschenmenge gerast war, sei noch vor Ort. Es wimmelte auf dem Weihnachtsmarkt von Rettungswagen und Sanitätern, sagte ein Augenzeuge.
Der Magdeburger Weihnachtsmarkt befindet sich auf dem Alten Markt, direkt am Magdeburger Rathaus in der Nähe der Elbe. In der Nähe des Weihnachtsmarkts liegt ein großes Einkaufszentrum. Auf der Plattform X kursierten am Abend Videos, in denen zahlreiche Einsatzfahrzeuge zu sehen waren.
Die bisherigen Opferangaben der Polizei sind noch nicht vollständig und dürften deutlich höher liegen. Bisher sind zwei Tote bestätigt, darunter ein Kleinkind. Die Bild-Zeitung berichtete zunächst von elf Toten, offiziell bestätigt ist dies jedoch nicht.
Die Stadt Magdeburg sprach von 68 Betroffenen sowie 15 Schwerstverletzten. Einige Opfer seien aufgrund der Schwere ihrer Verletzungen mit Hubschraubern in die Universitätsklinik nach Halle (Saale) geflogen worden. Der Grund, so der MDR: Die Kapazitäten in Magdeburg reichten für die große Anzahl an Verletzten nicht aus.
Eine Augenzeugin berichtete der Magdeburger Volksstimme, dass der mutmaßliche Täter in den Märchen-Bereich des Weihnachtsmarkts gefahren sei. Ein Ort, an dem viele Familien unterwegs gewesen seien.
Der Fahrer des Autos wurde festgenommen. Ein Video, das die Festnahme des mutmaßlichen Täters zeigt, wurde am späten Abend vielfach geteilt. Nach Informationen der Welt habe er den als Tatwaffe verwendeten Pkw gemietet.
Wie Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) am späten Abend auf einer Pressekonferenz erklärte, wurde der Festgenommene von der Polizei verhört. Nach aktuellem Stand handele es sich um einen Einzeltäter. Er habe angesichts der Schwere des Anschlags auch Signale, dass der Generalbundesanwalt tätig werden könnte, sagte Haseloff.
Spezialkräfte der Polizei stehen vor einem Wohnhaus in Bernburg in Sachsen-Anhalt, das vermutlich im Zusammenhang mit dem Anschlag auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg steht. -
Die Polizei machte noch keine Angaben zum Tatmotiv. Das Geschehen könne "noch nicht abschließend klassifiziert" werden, teilte die Polizei mit. "Wir kennen noch keine Hintergründe zur Tat, wir ziehen alles in Betracht", sagte eine Sprecherin der Polizei auf Nachfrage.
Bei dem mutmaßlichen Täter Taleb A. handelt es sich nach Medieninformationen um einen 50-jährigen Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie. Nach Informationen aus Sicherheitskreisen ist der mutmaßliche Täter nicht als Islamist bekannt, im Gegenteil. Nach Informationen von RTL/ntv/Stern soll er sich in sozialen Medien ganz deutlich gegen den Islam positioniert haben. Auf seinem Profil von "X" postete er zahlreiche antimuslimische Äußerungen.
Nach Spiegel-Informationen wurde der Verdächtige in der saudi-arabischen Stadt Hofuf geboren und kam im März 2006 zur Ausbildung nach Deutschland. Im Juli 2016 wurde er als Flüchtling anerkannt, wie der Spiegel berichtet, der sich auf ein früheres Interview in der Frankfurter Rundschau bezieht.
Ein Insider aus Saudi-Arabien sagte gegenüber Reuters, dass das Königreich die deutschen Behörden vor dem Angreifer gewarnt habe. Der Mann habe extremistische Ansichten auf seinem persönlichen X-Konto mit 46.000 Followern . Das Außenministerium Saudi-Arabiens verurteilte den Angriff.
Der Verdächtige arbeitet nach Aussage Haseloffs als Arzt bei einem Unternehmen. Sachsen-Anhalts Innenministerin Tamara Zieschang (CDU) erklärte, dass der Mann 50 Jahre alt sei und in Bernburg im Salzlandkreis lebe.
Bei den Ermittlungen zum Motiv des mutmaßlichen Täters nennen Sicherheitskreise ein untypisches Detail: Der Mann sei nach bisherigen Erkenntnissen deutlich älter als die klassischen islamistischen Attentäter. "Der Mann ist Geburtsjahr 1974, das ist älter als die übliche Klientel", sagte ein Experte dem Tagesspiegel. Der Attentäter vom Breitscheidplatz im Dezember 2016, Anis Amri, war 23 Jahre alt. Bei dem bisher größten islamistischen Anschlag in Deutschland starben damals 13 Menschen.
Möglicherweise sei das Alter ein Hinweis darauf, dass der mutmaßliche Täter von Magdeburg "psychisch beeinträchtigt ist", hieß es. Das könnte auf ein privates, eher unpolitisches Motiv hindeuten; aber auch auf eine gefährliche Kombination von psychischen Problemen mit politischer Radikalisierung. Bekannt ist, dass die Terrormiliz "Islamischer Staat" schon länger gezielt Personen anspricht, die als psychisch labil gelten.
Als religiöser Fanatiker war der mutmaßliche Täter allerdings nicht bekannt. Was im Netz über ihn zu finden ist, lässt darauf schließen, dass er sich durchaus in eine andere Richtung radikalisiert haben könnte: So lautete seine Profilbeschreibung auf der Plattform X: "Deutschland jagt saudische Asylbewerberinnen im In- und Ausland, um ihr Leben zu zerstören. Deutschland will Europa islamisieren." Sein Titelbild zeigt ein Gewehr.
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Quelle:
"Wenn Unrecht Gesetz wird,wird Rebellion Pflicht."
Der Klartexter
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