17.03.2023, 02:51
Wohin auswandern ?
Auswandern ist zwar für die Oberschicht, nicht aber für den Mittelstand und noch weniger für die Unterschicht ratsam. Wer auswandert, hat mehr Risiko, mehr Anforderungen, muss mehr leisten, um sich durchzusetzen und hat meist weniger soziale Sicherheit als in Deutschland.
Von PROF. EBERHARD HAMER | Normalerweise bricht eine Wohlstandsgesellschaft durch Krieg zusammen. Es gibt aber auch andere Fälle, in denen die Gesellschaft degeneriert, statt produktiv zu arbeiten nur noch Spaß und Lust am Leben haben will, statt natürlicher Ordnungen mehr Gendervielfalt und sexuelle Ausschweifungen sucht und/oder von Invasoren mit fremder Kultur, fremdem Recht und anderen Ordnungsbegriffen überrollt wird, wie in Indien, Rom, Südafrika oder jetzt Europa.
Wo Eliten selbst zum „Great Reset“ (Davos-Clique), zu „Ökologie statt Ökonomie“ (Grüne) oder zur Zerstörung der bisher erfolgreichen gesellschaftlichen Ordnung aufrufen (Feminismus, Genderismus, Transfer- statt Arbeitseinkommen), sind die alten Werte und Kulturen am Ende.
Wirtschaftlicher Absturz Deutschlands selbst herbeigeführt
In der Bundestagswahl 2021 hat die Mehrheit der Bevölkerung ideologische und infantile Politiker in die Regierung gewählt, die programmgemäß den wirtschaftlichen Absturz Deutschlands selbst herbeigeführt und mit Freuden durchgesetzt haben, nämlich
- Kündigung der billigen russischen Energie für dreimal so teure amerikanische, so dass unsere Wirtschaft international nicht mehr konkurrenzfähig ist und unsere Bevölkerung durch die Energiekosten verarmt,
- wir zweitgrößter Zahler und Waffenlieferant für den amerikanisch-russischen Ukraine-Krieg sind, der Deutschland am meisten in Europa schadet.
- Die Öffnung der Grenzen für alle Migranten und Verbot von deren Rückführung, was schon jetzt in den Städten zu Migrantenmehrheiten, Kulturveränderungen (Islam), Bildungsabsturz und Kriminalitätsanstieg führt und mehr als 40 Mrd. Euro jährlich kostet,
- Freiheitsverlust für die Bevölkerung durch wachsende Staatspropaganda, Bildungsmanipulierung, Meinungskontrollen und Ökodirigismus
- bis zur Entreicherung der Bevölkerung durch Inflation, Abgabenerhöhungen, Auflagenbelastungen des privaten (Wohn)Eigentums und unserer Betriebe.
Einer Regierung, die amerikanischen Befehlen gehorcht (North Stream 2, Panzerlieferungen u.a.), der das Schicksal der eigenen Wähler aber egal ist (Baerbock), führt Deutschland in den wirtschaftlichen Absturz. Wie in allen sozialistischen Ländern betrifft dies vor allem diejenigen, die etwas haben, etwas können und mehr leisten, also „Besserverdienende“ sind, den Mittelstand.
Nie hat es in Deutschland eine so große Umverteilung gegeben
Die Eigentümer und „Mehrleistenden“ sind die größten Verlierer unseres politischen Umsturzes. Sie müssen sich nicht nur darauf einrichten, dass immer mehr einwandernde Habenichtse von ihnen leben wollen und dürfen, sondern dass auch der Staat ihnen das Leben in Deutschland aus eigener Kraft oder aus eigenem Vermögen immer schwerer macht, sie vorsätzlich entreichert. Nie hat es in Deutschland eine so große (ein Drittel BSP) Umverteilung gegeben, und sie wächst zurzeit jährlich um Millionen zuwandernde Sozialanspruchsteller an.
Die wirtschaftlichen Aussichten für Unternehmer, Spezialisten und Vermögensinhaber werden dadurch in Deutschland dramatisch schlechter.
Selbst wenn die durch unsere Überschuldung irgendwann zwangsläufige Währungsreform und Rezession durch weitere Schuldenorgien noch herausgezögert werden kann, macht die oben genannte wirtschaftsschädliche Politik der rot-grünen Regierung das Überleben der Erfolgreichen in Deutschland immer schwerer.
Wohin vor der Verarmung retten?
Kein Wunder, wenn deshalb bei Anfragen und Gesprächen von Selbständigen im Mittelstandsinstitut Niedersachsen immer stärker die Fragen im Vordergrund stehen, wie man sein Vermögen vor Regierung und Crash retten könne, wohin man sich auch selbst vor der Verarmung retten könne.
Die US-Regierung Biden hat gerade die Weichen zum Anlocken von Unternehmen aus der Welt in die USA gestellt: ein Viertel der Energiepreise Europas, hohe Subventionen in den USA sowie Steuerbefreiungen, bürokratische Sonderbehandlung von Ansiedlungen und Kapitalimporten u.a. Andere Länder werben als Steueroasen mit totaler Steuerfreiheit und Mindestbürokratie. Auch reiche Privatleute werden vom Ausland mit billigen Lebenshaltungskosten, Wohnungen und Sonne angelockt.
Für Kapitalgesellschaften ist die Verlagerung von Produktionsstätten oder auch des Firmensitzes unproblematisch, weil im Ausland ebenfalls eine Kapitalgesellschaft gegründet werden kann, die dann kapitalmäßig mit der Heimatgesellschaft verbunden wird oder sie ersetzt. Kapitalgesellschaften sind also nicht nur besonders verlagerungsgeeignet, sondern sie sind auch flüchtig, wandern stets zu den günstigsten Bedingungen und bleiben selbst dann nicht heimattreu, wenn sie bisher üppig mit öffentlichen Subventionen gefüttert worden sind.
Klein- und Mittelbetriebe müssen zwangsweise heimattreu bleiben
Bei den Personalunternehmen ist es anders. Sie funktionieren nur durch die dominante Person des Inhabers, sind nur durch die Person des Inhabers geprägt und von ihr erfolgsabhängig. Ein Personalunternehmen kann deshalb nur dort existieren, wo seine Kernkompetenz – die Inhaberperson – lebt. Personalunternehmen können nur auswandern, wenn der Unternehmer mit auswandert. Alle Versuche, ein Personalunternehmen auswandern zu lassen, ohne dass der Unternehmer persönlich mitging, sind – soweit ersichtlich – gescheitert bzw. musste das Unternehmen in eine Kapitalgesellschaft mit Fremdmanagement umgewandelt werden, um so eine neue Führung zu bekommen. Per saldo: Personalunternehmen sind nur da erfolgreich, wo ihr Unternehmer lebt. Sie sind prinzipiell heimattreu und auswanderungsungeeignet.
Für eine Auswanderung kommen überhaupt wegen der Kosten nur die mittleren und größeren Personalunternehmen in Frage, weil nur sie auf einen ausländischen Markt umgestellt werden können. Die Masse unserer 80 Prozent Klein- und Mittelbetriebe – etwa die Handwerksbetriebe, Freiberufler, kleine Dienstleistungsbetriebe – haben nur ihren lokalen Markt und müssen deshalb zwangsweise heimattreu bleiben. Wenn ein Unternehmer also auswandern will, wird er vor allem selbst mit seinem Vermögen auswandern müssen. Ob er im Ausland noch einmal neu aufbauen kann und wieder erfolgreich wäre, ist nicht sicher.
Die Auswanderung von nur Privatpersonen ist dagegen in den westlich orientierten Ländern meist unproblematisch, sie müssen aber wissen, dass man im Ausland immer Ausländer, Zuwanderer bleibt, mit gesellschaftlichen und rechtlichen Diskriminierungen, die die klimatischen und Steuervorteile überwiegen können.
Staat behält durch Wegzugsbesteuerung Löwenanteil am Vermögen
Und sein Vermögen kann man ins Ausland nur teilweise mitnehmen. Der Staat hat durch die dafür gesorgt, dass er seinen Löwenanteil am Vermögen der Auswanderer behält.
Auswandern ist deshalb zwar für die Oberschicht, nicht aber für den Mittelstand und noch weniger für die Unterschicht ratsam. Wer auswandert, hat mehr Risiko, mehr Anforderungen, muss mehr leisten, um sich durchzusetzen und hat meist weniger soziale Sicherheit als in Deutschland.
Wir werden also politisch darum kämpfen müssen, unsere Lebensbedingungen hier in Deutschland selbst wieder zu verbessern, unsere Selbstbestimmung gegen die Staatszwänge wieder zurückzugewinnen und uns die Staatsgängelung politisch wieder zu verbitten. Das könnte mit Protesten gegen die Zwangsgebühren für die Staatspropaganda der öffentlichen Medien beginnen, sich mit allseitigem Verlangen nach Endbürokratisierung, Entlastung von öffentlichen Abgaben und Deregulierung fortsetzen und müsste zu einer Welle des politischen Wechsels von der Bevormundung ideologischer Schwätzer wieder zu ehrlicher Arbeit, Leistung und persönlicher Selbstbestimmung führen.
Ohne vollständigen Absturz in Not und Elend keine Änderung
Die Berliner Wahl hat jedoch gezeigt, dass die Bevölkerungsmehrheit dazu noch nicht bereit ist. Die FDP hat mit Entbürokratisierung geworben und verloren, die AfD mit dem Kampf gegen Staatspropaganda ebenfalls nicht gewonnen. Die alten korrupten Funktionärseliten halten eben doch zusammen.
Wir brauchen also wohl erst den vollständigen Absturz in Not und Elend, damit bei uns politische Mehrheiten Änderungen erzwingen. Die Demokratie ist eben ein labiles, missbrauchs- und korruptionsanfälliges System proletarischer Mehrheiten, in dem Selbstbestimmung und persönliche Freiheit nur dann garantiert sind, wenn es einer Mehrheit der Bürger schlecht genug geht, so dass sie um eine politische Korrektur aus Eigeninteresse kämpft.
Prof. Eberhard Hamer
PI-NEWS-Autor Prof. Dr. Eberhard Hamer (*15. August 1932 in Mettmann) ist ein deutscher Ökonom. Sein Schwerpunkt ist die Mittelstandsökonomie. In den 1970er Jahren gründete er das privat geführte in Hannover und veröffentlichte über 20 Bücher zum Thema Mittelstand. Hamer erhielt 1986 das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Seine Kolumne erscheint einmal wöchentlich auf PI-NEWS.
Quelle:
"Wenn Unrecht Gesetz wird,wird Rebellion Pflicht."
Der Klartexter
Der Klartexter