14.12.2019, 01:36
PI-NEWS-INTERVIEW MIT DEM US-POLITOLOGEN PROF. BRUCE GILLEY IN BERLIN
https://www.youtube.com/watch?time_continue=1&v=G-6Tv_09eXc&feature=emb_logo
Von COLLIN MCMAHON | 2017 veröffentlichte Prof. Bruce Gilley, Politologe an der Portland State University in Oregon, USA, den Aufsatz „The Case for Colonialism“ (Die Vorteile des Kolonialismus), in dem er sehr fundiert darlegte, wie die europäische Kolonialzeit für viele Länder ein Gewinn war, die nach der Entkolonialisierung in eine bis heute währende Spirale aus Gewalt, Armut und Korruption rutschten. Damit griff er eines der Steckenpferde der Linken an, die unter anderem ihre Politik der offenen Grenzen mit den angeblichen Verbrechen der Kolonialzeit begründen.
Obwohl der Aufsatz in einem eher unbekannten akademischen Journal erschien, dem Third World Quarterly, löste er gewaltsame Proteste und gar Morddrohungen gegen seinen Verfasser und den Verlag aus. Der Verlag zog den Aufsatz zurück, obwohl er allen wissenschaftlichen Standards genügte.
Das Statement des Verlags benennt die Gründe ganz offen: „Obwohl dieser Aufsatz von einem Doppelblindgutachten wissenschaftlicher Kollegen (Peer Review) geprüft wurde, erhielt der Verlag ernstzunehmende Drohungen persönlicher physischer Gewallt. Da uns die Sicherheit unserer Mitarbeiter oberstes Gebot ist, sehen wir uns gezwungen, diese Veröffentlichung zurückzuziehen“, heißt es auf der Webseite von Third World Quarterly.
Gilley ließ sich jedoch nicht einschüchtern und blieb bei seiner These. Er wurde damit zum Vorkämpfer für akademische Meinungsfreiheit angesichts linksradikaler Gewalt lange vor Lucke und Lindner. Er besuchte vom 7. bis 10. Dezember die Universität Heidelberg und hielt am 11. Dezember einen Vortrag im Deutschen Bundestag auf Einladung des entwicklungspolitischen Sprechers der AfD-Fraktion, Markus Frohnmaier, und des AfD-Obmanns im Auswärtigen Ausschuss, Petr Bystron. PI-NEWS sprach mit Gilley (Video oben) und dokumentiert nachfolgend seinen Vortrag:
Prof. Bruce Gilley (Bildmitte) mit den AfD-Abgeordneten Petr Bystron (l.) und Markus Frohnmaier.
Mein Interesse für die deutsche Kolonialzeit begann mit meiner Biographie des britischen Kolonialverwalters, Gouverneurs und Diplomaten Sir Alan Burns. Als er 1914 im Alter von 27 nach Nigeria abkommandiert wurde, wurde er mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs in die Kämpfe um Deutsch-Kamerun verwickelt. Mich wunderte die breite Unterstützung, die die deutschen Kolonialherren unter der einheimischen Bevölkerung zu genießen schienen, vor allem auch in Deutsch-Ostafrika. Wenn man die angeblichen „wissenschaftlichen Arbeiten“ zur deutschen Kolonialzeit in Afrika liest, muss man der Meinung sein, dass die Afrikaner die deutschen Kolonialherren hassten und für sie nie eine Finger krumm gemacht hätten.
Ich bin kein Historiker, erst recht kein Kolonialhistoriker. Ich bin Sozialwissenschaftler, und bin als solcher zur Überzeugung gekommen, dass das meiste, das von Kolonialhistorikern publiziert wird, nicht einmal den allgemein akzeptierten Mindeststandards für sozialwissenschaftliche Arbeit genügt. Es ist vielmehr ideologisch voreingenommen und teils sogar in sich widersprüchlich. Meine beste Qualifikation, über die deutsche Kolonialgeschichte zu schreiben ist also die Tatsache, dass ich kein Kolonialhistoriker bin.
Beginnen wir mit Deutsch-Südwestafrika (Namibien und Teile des heutigen Botsuana), denn je eher wir diese Thema richtig anpacken, desto besser: Denn sonst wird uns gebetsmühlenartig der Einwand „Was ist mit den Herero?“ entgegenschallen. Also gut, sei’s drum: Was ist mit den Herero?
Eingangs wollen wir darauf hinweisen, dass Deutsch-Südwestafrika nur etwa 2% der deutschen Kolonialpräsenz (in Lebensjahren gemessen) ausmachte. Es kann also sein, dass Deutschland bei 2% ihrer Kolonialbevölkerung elendiglich versagt hat, aber bei den anderen 98% einen Spitzenjob gemacht hat. Was würde dies für unser Resümee bezüglich der deutschen Kolonialgeschichte bedeuten?
Die deutschen Kolonialisten betraten mit Südwestafrika ein Land, das vor ihrer Ankunft schon in jeder Beziehung anarchisch und brutal war. Vor allem die Konflikte zwischen den Herero und den Nama wegen Weideland, Viehraub und Gehegen drohten ständig zu eskalieren. An einem einzigen Tag, am 23. August 1850, haben die Nama etwa ein Fünftel aller Hereros massakriert, an einem Ort der seitdem den Namen „Mordkuppe“ trägt.
Während sich die in Ostafrika vorhandene Handelskultur verhältnismäßig problemlos in die damalige Weltwirtschaft integrieren ließ, war die Ankunft der Außenwelt in Südwestafrika eine massiver Eingriff. Die deutschen Siedler eilten ihrer Verwaltungsstruktur voraus, was für die Nama und Herero einen plötzlichen Schock statt einer langsamen Entwicklung darstellte. Als sich die Lebensbedingungen für beide Gruppen verschlechterten, rebellierten sie. Dabei kämpften die Nama zuerst mit den Deutschen gegen den Aufstand der Herero, bis sie auch rebellierten.
Frohnmaier (l.), Gilley.
Die Antwort der Deutschen war, zuerst die Ordnung wiederherzustellen, bevor man mit Reformen beginnen konnte. Leider fiel diese Aufgabe einem kriegstraumatisierten Außenseiter zu: General Lothar von Trotha. Kaum eingetroffen, erließ von Trotha seinen berüchtigten Vernichtungsbefehl. Nach der brutalen Niederschlagung des Herero-Aufstandes waren 1906 aufgrund von Krieg, Hungersnot, Durst, Vergiftung oder Lagerhaft von 80.000 Hereros nur noch 20.000 (25%) am Leben. Um einem ähnlichen Vernichtungsbefehl zu entgehen ergaben sich die Nama 1907, ihr Volk von 20.000 auf 10.000 reduziert.
Es darf jedoch bezweifelt werden, ob diesen beiden Völkern ohne deutsche Kolonialherrschaft ein ähnliches Schicksal erspart geblieben wäre. Wahrscheinlich hätten sich die vom Norden eindringenden Herero der Auslöschung durch eine Allianz befeindeter Völker ausgesetzt gesehen, durch europäische und arabische Freischärlern bewaffnet, die auf Landraub aus waren. Aber solch ein Krieg wäre vermutlich von Geschichtsschreibung vergessen worden, und erst recht nicht Gegenstand von Untersuchungen und Verurteilungen geworden.
Die ganze Brutalität des deutschen Vernichtungsfeldzugs gegen die Herero und Nama wurde einzig durch von Trothas Befehl verursacht. Er wurde danach abberufen, angeklagt, verurteilt und seine Politik widerrufen. Als 1910 sein Nachfolger antrat, versprach dieser „unter den Eingeborenen das Vertrauen wiederherzustellen, dass sie vor den Exzessen Einzelner beschützt werden.“
Nichts entschuldigt von Trothas Vernichtungsbefehl. Er war ein einzelner Offizier, der seine Macht missbrauchte und dafür abberufen und verurteilt wurde. Aber es wäre meines Erachtens falsch, den Mord an den Herero als Völkermord zu bezeichnen, denn er war kein systematischer Ausdruck zentral gesteuerter deutscher Kriegsführung. Es war die Fehlentscheidung eines Einzelnen, die zu seiner Abberufung führte und von seinem Nachfolger wieder ausgesetzt wurde. Die deutschen Kolonialherren und die deutsche Politik waren keine Völkermörder, von Trotha war es. Er war ein Kriegsverbrecher.
Eigentlich sollte die deutsche Kolonialzeit viel eher anhand der Geschichte von Deutsch-Ostafrika beurteilt werden, in der immerhin 54% der Lebensjahre des deutschen Kolonialismus zu verorten sind. Warum hören wir jedoch so wenig über Ostafrika, das heute hauptsächlich Tansania heißt (mit Teilen von Ruanda, Burundi, Kenia und Mozambique)? Ganz einfach: Weil Deutsch-Ostafrika ein enormer Erfolg war.
1907 schrieb Martin Ganisya, ein befreiter Sklave, der es zum Lehrer an der Evangelischen Missionarsschule in Dar es Salaam brachte, von der Pax Germanica, die die deutschen Kolonialherren gebracht hatten: „Der vorherige Zustand der Kolonie war einer des fortgesetzten Unrechts. Jetzt herrscht Frieden allenthalben.“ Bei der Niederschlagung des Maji-Maji-Austandes (dem „Wasserkult“) von 1905 bis 1907 erfreuten sich die Deutschen breiter Unterstützung in der Bevölkerung. Die post-1907 Reformen läuteten eine Ära des Fortschritts ein, die in der europäischen Kolonialgeschichte in Afrika ihresgleichen sucht.
AfD-MdB Petr Bystron.
In der Reichstagsdebatte zum Kolonialhaushalt im März 1914 wurde eine Resolution verabschiedet, in der Arbeitnehmerrechte für Eingeborene, ein Ende der Zwangsarbeit und die allgemeine Schulpflicht festgeschrieben wurden. Der US-Historiker Woodruff Smith nannte den Beschluss 1978 „die umfassendste Erklärung durch eine Kolonialmacht seiner selbstauferlegten Verantwortung gegenüber den Kolonialvölkern und der Begrenzung der Ausübung der Kolonialmacht.” Nach Smith hatte die deutsche Berufung auf breite Unterstützung in der Kolonialbevölkerung Hand und Fuß, wie man anhand wichtiger Gruppen sehen kann. Deshalb dauerte der Erste Weltkrieg in Ostafrika so lange, denn die eingeborenen Kämpfer waren dem Deutschen Reich gegenüber so loyal, dass sie bis zum bitteren Ende im Herbst 1918 weiterkämpften.
Deutsch-Kamerun machte wiederum 34% der deutschen Kolonialära aus. Auch über Kamerun hören wir von linken Kolonialhistorikern nie ein Wort. Warum? Weil die deutsche Kolonie hier ein phänomenaler Erfolg war, die sich unter der einheimischen Bevölkerung enormer Beliebtheit erfreute. Im Norden befand sich das Islamische Sultanat der Fulanis, die seit 1823 bis zur Ankunft der Deutschen 1902 die Nachbarvölker angegriffen, ausgeplündert und ermordet hatten, der willfährige Handlanger der Kolonialmacht. Christliche Missionare wurden wie unter den Briten in Nigeria verboten und die Scharia weiterhin erlaubt. Wenn die Deutschen Kamerun nicht besetzt hätten, schrieb der Historiker an der Yale University Harry Rudin 1938 nach seinen Studienreisen Anfang der 1920er, hätten es die Briten oder Franzosen getan. Und wenn die Europäer Kamerun nicht besetzt hätten, hätten es die Fulanis gemach. Angesichts der Gräuel der Fulanis im Norden erklärt dies vielleicht, warum die anderen Eingeborenen sich dem europäischen Imperialismus gegenüber so aufgeschlossen zeigten.
Im Süden herrschten die Deutschen mithilfe der Duala-Stämme entlöang der Küste, die dadurch wohlhabende Mittelsmänner wurden. Seit 1907 gab es Ratsversammlungen für die Interessen der Afrikaner, eine dezentrale Verwaltung und Verwaltungsschulen für eine lokale Elite. Im Jahr 1914, sorgten in der gesamten Kolonie 2 700 einheimische Soldaten und Polizisten und etwa 200 deutsche Beamte für Sicherheit – etwa ein Mann pro 1000 Einwohner (moderne Staaten haben etwa 5 bis 10 Soldaten und Polizisten pro 1000 Einwohner).
Die deutsche Entwicklungspolitik in Kamerun war am fortschrittlichsten von allen, unter anderem um der Forderung der Berliner Konferenz nachzukommen, Kolonialbesitz müsse mit “effektiver Besetzung” einhergehen. Seit 1894 wurde Landwirtschaft, Industrie und Infrastrukturpläne für die Binnenregionen eingeführt. Ironischerweise wurden diese deutschen Pläne später von Kritikern der Laissez-faire Einstellung der britischen und französischen Verwaltung ins Feld geführt. “Wo auch immer ich hinkam lobten die Einheimischen die hervorragende deutsche Verwaltung“, schrieb Harry Rudin. “Der oft gehörte Kommentar über die Deutschen war, sie seien streng, manchmal hart, aber immer gerecht.”
Das würde auch erklären, warum die Kameruner wie die Ostafrikaner beim Ausbruch des Ersten Weltkrieges so treu zu ihren deutschen Kolonialherren hielten. Einzige Ausnahme waren die Duala an der Küste, die schon vor dem Kriegsausbruch den Aufstand wagten, einfach weil die erfolgreichen Infrastrukturprogramme im Hinterland sie ihres bisherigen Handelsmonopols in der Kolonie beraubt hatten. Die Völker der Hausa und Jaunde im Binnenland kämpften genauso bereitwillig für die Deutschen wie die nigerianischen Stämme für die Briten. Als der Süden des Landes fiel, gingen über 6.000 eingeborene Soldaten und 8.000 andere Eingeborene lieber mit ihren deutschen Kolonialherren in der neutralen spanischen Kolonie von Rio Muni ins Exil (dem heutigen Äquatorialguinea).
Eines der lächerlichsten Beispiele für die Verdrehung der Tatsachen durch die heutige akademische Kolonialwissenschaft sind die Versuche, nachträglich die winzige deutsche „Vorzeigekolonie“ Togoland zu verunglimpfen – die nur 2% der deutschen Kolonialpräsenz ausmacht, die aber – genauso wie die andere deutsche „2%-Kolonie“ Südwestafrika – unverhältnismäßig viel Ressourcen und Mühen verbrauchte.
Gilley bei seinem Vortrag.
Woodruff Smith nannte Togoland eine „klassische Handelskolonie“ – in der europäische Händler unter dem Schutz einer minimalen Staatsgewalt mit den Einheimischen Handel trieben oder Rohstoffe abbauten. Die winzige Hauptstadt von Lomé übte nur minimale tagespolitische Kontrolle aus, die alltägliche Verwaltung verblieb bei den Stammesoberhäuptern. Auch Jahre später fanden Sprachwissenschaftler immer noch Redewendungen aus der deutschen Kolonialherrschaft wie “Und der ist für den Kaiser!”, mit dem togolesische Väter ihrer unartigen Brut den Hintern versohlte, oder “Zu Gruners Zeiten gab‘s das nicht!”, wie die alten Weiber in einer bestimmten Region seufzten, um auszudrücken, dass früher unter dem Brandenburger Regionalverwalter Hans Gruner alles besser war. Julius Graf Zech, Gouverneur von 1903 bis 1910, war Katholik und selbsternannter Humanist, der es als seine moralische Pflicht ansah, die Lebensbedingungen der Afrikaner zu verbessern. Bismarck hatte mit seiner Reichsgründung viele Katholiken vor den Kopf gestoßen und ermutigte Zechs humanitäre Bemühungen, um die Gunst der Katholiken in Deutschland wiederzugewinnen.
Die deutsche Herrschaft brachte Stabilität in eine Region, die zuvor von Stammeskriegen und -feindschaften geplagt war. Im Nordwesten zum Beispiel verbündeten sich die Nawuri und Gonja, die im 15. und 16. Jahrhundert die kleineren Nachbarvölker unterdrückt hatten, und wurden Nutznießer der deutschen Herrschaft. Einer derjenigen, die von der neuen wirtschaftlichen Attraktivität und politischen Stabilität der neuen Kolonie angelockt wurden, war ein brasilianischer Mischling namens Francisco Olympio. Sein Sohn Octaviano bewegte Zech und seine Nachfolger zu politischen Reformen. Franciscos Neffe Sylvanus wurde nationalistischer Anführer und nach der Unabhängigkeit Togos 1961 der erste Präsident. Er wurde auf der Flucht Richtung US-Botschaft 1963 blutig niedergeschossen, und eine 50-jährige Abfolge von Militärdiktaturen war die Folge. Wer blickte da nicht wehmütig auf die deutsche Kolonialherrschaft zurück?
Dennoch tun die Kolonialhistoriker ihr Äußerstes, den „Mythos“ der erfolgreichen Kolonie zu entzaubern. Dabei sind diese Versuche so offensichtlich ideologisch motiviert, dass man nur aus ihnen zitieren muss, um sie als das zu entlarven, was sie sind. Der Musterschüler dieser Kolonialkritiker ist Dennis Laumann von der University of Memphis, ein offener Marxist und Kuba-Bewunderer, der gewalttätige Tierschützer unterstützt und seinen Studenten die Lektüre der kommunistischen Parteizeitung Workers Daily empfiehlt. Mann könnte ihn als ideologischen Irrläufer von der Hand weisen, aber dann würde uns einiges an Unterhaltung entgehen. Denn Laumann musste vor Ort erstaunt feststellen, dass “die Sprachgeschichte der deutschen Besatzung zu meinem Erstaunen oberflächlich die These der Vorzeigekolonie bestätigt, indem die mündliche Überlieferung die „Disziplin“, „Ordnung“ und „Anstand“ der deutschen Kolonialzeit hervorheben.” Also entschied er kurzerhand, die mündlichen Überlieferungen, die seiner These zuwiderliefen, zu verwerfen. Nach Friedrich Engels mussten diese nur „falsches Bewusstsein“ sein: “Mündliche Überlieferungen werden von den wirtschaftlichen und politischen Umständen ihrer Entstehung geformt, spiegeln daher die spezifische Ära, in der sie entstanden sind und wandeln sich mit der Zeit.”
Nachdem er sich derart vom Ballast der tatsächlichen Beweislage befreit hat, wendet sich Laumann desweiteren einfach seiner Entrüstung und seinem Entsetzen angesichts aller Kollegen zu, die die deutsche Kolonialzeit in Togoland nicht mit absoluter Verurteilung begegnen, obwohl er bis auf Zitate notorischer togolesischer Kolonialgegner keinen Grund dafür vorbringen kann. Das Beste, was er ins Feld führen kann, ist ein Zitat eines togolesischen Historikers von 1969, der sagt, „das togolesische Volk war von der Kolonialherrschaft enttäuscht und fand sie unerträglich“ – eine Behauptung, keine Tatsachenfeststellung. Als Beleg dienen ihm großspurige Behauptungen, die Deutschen hätten die „Togolesen ihrer Grundrechte beraubt” – wobei man sich fragen muss, wie viele Grundrechte ein Einwohner des steinzeitlichen Westafrikas vor 1907 gehabt haben kann.
Anschließende Fragerunde.
Eine interessante Anmerkung zur deutschen Kolonialzeit in Afrika ist die Tatsache, dass es der deutsche Mediziner Robert Koch war, der ein Heilmittel für die Schlafkrankheit fand, welches dann von den Franzosen geklaut und in den 1920ern flächendeckend eingesetzt wurde. Dieser deutsche Beitrag rettete ein bis zwei Millionen Menschenleben und verschonte unzählige Familien und Gemeinden vor unnötigem Leid. Die beiden Ghanaischen Wissenschaftler Isaac Brako und Seth Peter Frimpong bemerkten 2013, dass diese Errungenschaft allein alle Leistungen der gesamten deutschen Kolonialzeit in den Schatten stellt: „Aufgrund dieser einen medizinischen Errungenschaft kann man die deutsche Präsenz in Afrika als völlig gerechtfertigt bezeichnen. Unter dem Strich kann kein Afrikaner behaupten, die Deutschen hätten nichts Wertvolles beigetragen.”
Über die deutsche Kolonialzeit in Qingdao und dem Südpazifik kann man eine ähnliche Geschichte der ideologisch verzerrten Gesichtsschreibung erzählen. Zu Qingdao, dem deutschen Hongkong, reicht es, den Vater des Modernen Chinas Dr. Sun Yat-sen während seines Besuchs 1912 zu zitieren: “In dreitausend Jahren hat China in Qingdao nicht geschafft, was die Deutschen in fünfzehn Jahren geleistet haben. Wenn jede Regionalverwaltung in China zehn Abgesandte nach Qingdao schicken würde, um seine Verwaltung, Stadt, Straßen, Hafenanlagen, Universität, Wälder, Stadtwerke und Gemeinde kennenzulernen, würde China sehr profitieren.” Sun suchte bis in die 1920er Jahre den Rat der Deutschen, obwohl die Kolonie längst von Japan besetzt war. (Die Besetzung löste in China eine Welle des Nationalismus aus und berietete so den Weg für die katastrophale Machtübernahme der Chinesischen KP).
Im Pazifik mühen sich die Kolonialhistoriker trotz aller Beweise für den Erfolg der , deutschen Kolonialherrschaft, einen „heimlichen“ und „verschwiegenen“ Deutschenhass ausfindig zu machen, und Beweise zu finden, wie sehr die armen Insulaner von den bösen Deutschen traumatisiert und entmenschlicht wurden. Dementgegen steht eine charmante historische Anekdote: Trotz aller vermeintlicher Gewalt und Unterdrückung haben die offenbar sehr einfältigen Bewohner des mikronesischen Pohnpei ihren deutschen Glockenturm im Jahr 2000 liebevoll und sehr aufwendig restauriert. Sicherlich ein Zeichen kollektiver Geschichtsvergessenheit. Warum sonst sollten sie ein Symbol der kolonialen Unterdrückung wiederherstellen wollen? Vielleicht lag es aber auch daran, dass die deutsche Herrschaft soviel besser als alle anderen Alternativen war.
Seit 1918 durchlief die deutsche Kolonialgeschichtsschreibung vier diskrete Stufen. Von 1918 bis 1933 hatten es die ehemaligen Kolonialherren mit kruder anti-deutschen Propaganda zu tun, hauptsächlich britischen Ursprungs, und entgegneten dieser mit schlagenden empirischen Beweisen für die Tatsache, dass die deutsche Kolonialgeschichte fast makellos war. Federführend war dabei der letzte deutsche Gouverneur von Ostafrika, Heinrich Schnee, der angesichts der Versuche, die Kolonialzeit im schlechtest denkbaren Licht zu zeichnen, den Begriff der „kolonialen Schuldlüge“ prägte. Sein Begriff trifft heute im Wesentlichen auf alle koloniale Geschichtsschreibung zu.
Bruce Gilley und Collin McMahon (Übersetzer).
Diese erste Nachkriegsgeneration klammerte sich nach 1918 an die deutsche Tradition der westlichen Aufklärung als liberale Kolonialmacht. Sie verfolgten immer noch das europäische Projekt, die Errungenschaften der Modern mit der Welt teilen zu wollen und zeichneten sich durch die westliche Tugend der selbstregulierenden Einrichtungen und selbstkritischen Traditionen aus. Tragischerweise hat diese „Koloniallobby” den Kampf verloren. Zu viele Deutsche waren von der liberalen Gesellschaft enttäuscht und wandten sich komplett vom Liberalismus ab. Stattdessen warfen sie sich der Sowjetunion in die Arme und wurden die Handlanger der antikolonialen kommunistischen Agitation, hauptsächlich durch die Liga gegen den Imperialismus und koloniale Unterdrückung (League against Imperialism and for National Independence, LAI) der Kommunistischen Internationale in der Berliner Friedrichstrasse, durch den Erfurter Kommunisten Willi Münzenberg gegründet. Die LAI wurde zum Sammelpunkt für antikoloniale Nationalisten wie M.N. Roy aus Indien und Mohammed Nafi Celebi aus Syrien.
Diese Ablehnung des kolonialzeitlichen Liberalismus und Kosmopolitismus ging Hand in Hand mit dem Aufstieg der Nationalsozialisten, die entschiedene Kolonialgegner waren. Antikolonialismus galt den Nazis als Rückbesinnung auf das deutsche Volkswesen, auf die völkische Reinheit und Alleinstellung der Deutschen. Wenn das Vernichtungslager Auschwitz einen kolonialen Wegbereiter hatte, ist er nicht in Windhoek zu verorten, sondern in der Friedrichstrasse. Wenn eines Tages die Geschichte dieser abstoßenden Seite des deutschen Antikolonialismus geschrieben werden sollte, müsste sie heißen: Von der Friedrichstrasse nach Auschwitz: Der deutsche Antikolonialismus und der Holocaust.
Viele Kolonialgegner waren sehr angetan vom Nationalsozialismus und wollten etwas ähnliches bei sich zu Hause einführen. Ein engstirniger Nationalismus verband sich mit einem Hass auf den “internationalen Kapitalismus” und einem sozialrevolutionären Bestreben, korrupte Eliten durch energische Jugendbewegungen zu ersetzen. In Ägypten waren die Kolonialgegner große Unterstützer des Nazi-Anschlusses von Oberschlesien und der Rheinland, und erhoben ägyptischen Ansprüche auf „Lebensraum“ im Sudan.
Für Adolf Hitler war der Kolonialismus Zeit- und Geldverschwendung, eine Angelegenheit für jüdische Kapitalisten und verweichlichte christliche Missionare, die von einer „universellen Menschlichkeit“ schwärmten. Für Hitler waren die Schwarzen nicht besser als „Pudel“ und nicht wert, von Ariern regiert zu werden. Kolonien waren für ihn eine riesige Verschwendung nationaler Ressourcen. Die Vorstellung der Mischehen in den Kolonien war ihm zuwider. (Moderne linke Akademiker verabscheuen wie Hitler Mischehen und rassenübergreifende Beziehungen in den Kolonien, da sie darin „Gewalt über die Körper der Unterworfenen“ erkennen)
Nach Hitlers Machtergreifung in Europa wechselten die Antikolonialisten die Seiten, von Moskau zu den Nazis, da sie in Hitler einen mächtigen neuen Fürsprecher sahen. Die romantischen, antimodernen Tendenzen der Nazis hatten für afrikanische und asiatische Nationalisten große Anziehungskraft. Subhas Chandra Bose verbündete sich mit den Faschisten in Deutschland und in Japan, da er ihre Unterstützung gegen die Herrschaft der Briten in Indien suchte. Im November 1941 gründete Bose in Berlin die Zentrale freies Indien, die mit der Indienabteilung des deutschen Auswärtigen Amtes Inder in Europa und in Asien überzeugen wollte, für die Nazis zu kämpfen. Bose rekrutierte 3000 indische Kriegsgefangene in Deutschland für die Legion „Freies Indien“.
Der Sprecher der AfD-Fraktion, Christian Lüth (l.), Markus Frohnmaier und Bruce Gilley.
1944 wurde mit Hilfe der Französischen Gestapo ebenfalls eine “zweite Brigade Nord-Africaine” ins Leben gerufen, zu denen u.a. etwa 300 Araber und Berber zählten, angeführt vom algerischen Nazi-Unterstützer Mohammed El-Maadi, die die französische Milice im Kampf gegen die nazifeindliche Resistance unterstützten. Der Palästinenser Amin al-Husseini (auch als „Mufti von Jerusalem,” bekannt, ein hohes Amt im sunnitischen Islam) hat das Berliner Islamische Zentralinstitut 1942 als Arabischer Nachrichtendienst neugegründet, um die antikolonialen Bewegungen im Nahen Osten in die Kriegsbemühungen der Nazis einzubringen .
Die Nazis verglichen ihre „nationale Revolution” von 1933 (die ihrer Ansicht nach Deutschland vom Joch der Versailler Verträge befreit hat) mit den nationalen Ambitionen der Kolonialvölker. Den Nazismus und den Antikolonialismus einte eine gemeinsame DNA: Illiberal, rücksichtslos, totalitär, und für alle die ihnen unterworfen wurde eine unmittelbare Lebensgefahr. Das Dritte Reich vergiftete jeden Aspekt der deutschen Kultur und Gesellschaft, und verwandelte das Erbe des deutschen liberalen Kolonialismus in einen weiteren Teilaspekt dieses entsetzlich bösen Regimes. William Harbutt Dawson, der britische Journalist, Gelehrter, und Beamter, Teilnehmer der britischen Delegation in Versailles, war der Meinung, der Nationalsozialismus habe Deutschland entzweit, entwestlicht und entkolonialisiert – aus der Mitte der europäischen Kultur gerissen – und die Zukunft läge darin, diese liberalen europäischen Werte in Deutschland wiederherzustellen. Dawson hat vielleicht das Ausmaß von Hitlers Bösartigkeit unterschätzt, aber in einem hatte er recht: Mit der Diagnose, dass Hitler die Manifestation einer deutschen Ablehnung (oder Leugnung) der europäischen Idee darstellte, nicht dessen Fortsetzung. Demzufolge wäre der Weg zur entgültigen Entnazifizierung die Wiederherstellung der zentralen deutschen Rolle auf der Weltbühne und damit die Rehabilitierung des deutschen Kolonialismus.
Nur leider hat sich während des Kalten Krieges der Antikolonialismus wieder mit Moskau verbandelt. Ostdeutsche Wissenschaftler, die innerhalb stalinistischer Organisationen forschten, produzierten am laufenden Band kritische Betrachtungen der deutschen Kolonialzeit, die von unseren heutigen Historikern wie einem Rudel durstiger Hunde aufgesogen werden. Vielleicht liegt es ja nur an mir, aber regierungskonforme Propaganda eines mörderischen stalinistischen Regimes, die dem ausdrücklichen ideologischen Zweck diente, den Westen zu attackieren, scheint keine vielversprechende Ausgangsbasis für aussagekräftige wissenschaftliche Forschung zu sein. Der Kalte Krieg ist lange vorbei, die Hinterlassenschaft der marxistischen Kolonialgeschichte ist uns in den deutschen Universitäten erhalten geblieben.
Das deutsche Kolonialbild und die deutsche Kolonialforschung ist immer noch geprägt von einer ideologischen Indoktrinierungskampagne nach dem 1. WK, die in den schlimmsten Auswüchsen des Totalitarismus unserer Zeit verwurzelt ist, sowohl dem Sowjetkommunismus wie dem National-Sozialismus. Trotzdem gilt diese vollständig ideologisierte Form der Kolonialgeschichtsschreibung als die einzig Wahre und Gute. Sie ist keines von beiden. Wenn Deutschland wirklich zu einer Kultur des klassischen Liberalismus und der westlichen Identität zurückfinden will, muss es die dogmatische, totalitäre Ideologie des Antikolonialismus ein für alle Mal verwerfen.
Quelle: http://www.pi-news.net/2019/12/warum-sic...n-muessen/
https://www.youtube.com/watch?time_continue=1&v=G-6Tv_09eXc&feature=emb_logo
Von COLLIN MCMAHON | 2017 veröffentlichte Prof. Bruce Gilley, Politologe an der Portland State University in Oregon, USA, den Aufsatz „The Case for Colonialism“ (Die Vorteile des Kolonialismus), in dem er sehr fundiert darlegte, wie die europäische Kolonialzeit für viele Länder ein Gewinn war, die nach der Entkolonialisierung in eine bis heute währende Spirale aus Gewalt, Armut und Korruption rutschten. Damit griff er eines der Steckenpferde der Linken an, die unter anderem ihre Politik der offenen Grenzen mit den angeblichen Verbrechen der Kolonialzeit begründen.
Obwohl der Aufsatz in einem eher unbekannten akademischen Journal erschien, dem Third World Quarterly, löste er gewaltsame Proteste und gar Morddrohungen gegen seinen Verfasser und den Verlag aus. Der Verlag zog den Aufsatz zurück, obwohl er allen wissenschaftlichen Standards genügte.
Das Statement des Verlags benennt die Gründe ganz offen: „Obwohl dieser Aufsatz von einem Doppelblindgutachten wissenschaftlicher Kollegen (Peer Review) geprüft wurde, erhielt der Verlag ernstzunehmende Drohungen persönlicher physischer Gewallt. Da uns die Sicherheit unserer Mitarbeiter oberstes Gebot ist, sehen wir uns gezwungen, diese Veröffentlichung zurückzuziehen“, heißt es auf der Webseite von Third World Quarterly.
Gilley ließ sich jedoch nicht einschüchtern und blieb bei seiner These. Er wurde damit zum Vorkämpfer für akademische Meinungsfreiheit angesichts linksradikaler Gewalt lange vor Lucke und Lindner. Er besuchte vom 7. bis 10. Dezember die Universität Heidelberg und hielt am 11. Dezember einen Vortrag im Deutschen Bundestag auf Einladung des entwicklungspolitischen Sprechers der AfD-Fraktion, Markus Frohnmaier, und des AfD-Obmanns im Auswärtigen Ausschuss, Petr Bystron. PI-NEWS sprach mit Gilley (Video oben) und dokumentiert nachfolgend seinen Vortrag:
Prof. Bruce Gilley (Bildmitte) mit den AfD-Abgeordneten Petr Bystron (l.) und Markus Frohnmaier.
Mein Interesse für die deutsche Kolonialzeit begann mit meiner Biographie des britischen Kolonialverwalters, Gouverneurs und Diplomaten Sir Alan Burns. Als er 1914 im Alter von 27 nach Nigeria abkommandiert wurde, wurde er mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs in die Kämpfe um Deutsch-Kamerun verwickelt. Mich wunderte die breite Unterstützung, die die deutschen Kolonialherren unter der einheimischen Bevölkerung zu genießen schienen, vor allem auch in Deutsch-Ostafrika. Wenn man die angeblichen „wissenschaftlichen Arbeiten“ zur deutschen Kolonialzeit in Afrika liest, muss man der Meinung sein, dass die Afrikaner die deutschen Kolonialherren hassten und für sie nie eine Finger krumm gemacht hätten.
Ich bin kein Historiker, erst recht kein Kolonialhistoriker. Ich bin Sozialwissenschaftler, und bin als solcher zur Überzeugung gekommen, dass das meiste, das von Kolonialhistorikern publiziert wird, nicht einmal den allgemein akzeptierten Mindeststandards für sozialwissenschaftliche Arbeit genügt. Es ist vielmehr ideologisch voreingenommen und teils sogar in sich widersprüchlich. Meine beste Qualifikation, über die deutsche Kolonialgeschichte zu schreiben ist also die Tatsache, dass ich kein Kolonialhistoriker bin.
Beginnen wir mit Deutsch-Südwestafrika (Namibien und Teile des heutigen Botsuana), denn je eher wir diese Thema richtig anpacken, desto besser: Denn sonst wird uns gebetsmühlenartig der Einwand „Was ist mit den Herero?“ entgegenschallen. Also gut, sei’s drum: Was ist mit den Herero?
Eingangs wollen wir darauf hinweisen, dass Deutsch-Südwestafrika nur etwa 2% der deutschen Kolonialpräsenz (in Lebensjahren gemessen) ausmachte. Es kann also sein, dass Deutschland bei 2% ihrer Kolonialbevölkerung elendiglich versagt hat, aber bei den anderen 98% einen Spitzenjob gemacht hat. Was würde dies für unser Resümee bezüglich der deutschen Kolonialgeschichte bedeuten?
Die deutschen Kolonialisten betraten mit Südwestafrika ein Land, das vor ihrer Ankunft schon in jeder Beziehung anarchisch und brutal war. Vor allem die Konflikte zwischen den Herero und den Nama wegen Weideland, Viehraub und Gehegen drohten ständig zu eskalieren. An einem einzigen Tag, am 23. August 1850, haben die Nama etwa ein Fünftel aller Hereros massakriert, an einem Ort der seitdem den Namen „Mordkuppe“ trägt.
Während sich die in Ostafrika vorhandene Handelskultur verhältnismäßig problemlos in die damalige Weltwirtschaft integrieren ließ, war die Ankunft der Außenwelt in Südwestafrika eine massiver Eingriff. Die deutschen Siedler eilten ihrer Verwaltungsstruktur voraus, was für die Nama und Herero einen plötzlichen Schock statt einer langsamen Entwicklung darstellte. Als sich die Lebensbedingungen für beide Gruppen verschlechterten, rebellierten sie. Dabei kämpften die Nama zuerst mit den Deutschen gegen den Aufstand der Herero, bis sie auch rebellierten.
Frohnmaier (l.), Gilley.
Die Antwort der Deutschen war, zuerst die Ordnung wiederherzustellen, bevor man mit Reformen beginnen konnte. Leider fiel diese Aufgabe einem kriegstraumatisierten Außenseiter zu: General Lothar von Trotha. Kaum eingetroffen, erließ von Trotha seinen berüchtigten Vernichtungsbefehl. Nach der brutalen Niederschlagung des Herero-Aufstandes waren 1906 aufgrund von Krieg, Hungersnot, Durst, Vergiftung oder Lagerhaft von 80.000 Hereros nur noch 20.000 (25%) am Leben. Um einem ähnlichen Vernichtungsbefehl zu entgehen ergaben sich die Nama 1907, ihr Volk von 20.000 auf 10.000 reduziert.
Es darf jedoch bezweifelt werden, ob diesen beiden Völkern ohne deutsche Kolonialherrschaft ein ähnliches Schicksal erspart geblieben wäre. Wahrscheinlich hätten sich die vom Norden eindringenden Herero der Auslöschung durch eine Allianz befeindeter Völker ausgesetzt gesehen, durch europäische und arabische Freischärlern bewaffnet, die auf Landraub aus waren. Aber solch ein Krieg wäre vermutlich von Geschichtsschreibung vergessen worden, und erst recht nicht Gegenstand von Untersuchungen und Verurteilungen geworden.
Die ganze Brutalität des deutschen Vernichtungsfeldzugs gegen die Herero und Nama wurde einzig durch von Trothas Befehl verursacht. Er wurde danach abberufen, angeklagt, verurteilt und seine Politik widerrufen. Als 1910 sein Nachfolger antrat, versprach dieser „unter den Eingeborenen das Vertrauen wiederherzustellen, dass sie vor den Exzessen Einzelner beschützt werden.“
Nichts entschuldigt von Trothas Vernichtungsbefehl. Er war ein einzelner Offizier, der seine Macht missbrauchte und dafür abberufen und verurteilt wurde. Aber es wäre meines Erachtens falsch, den Mord an den Herero als Völkermord zu bezeichnen, denn er war kein systematischer Ausdruck zentral gesteuerter deutscher Kriegsführung. Es war die Fehlentscheidung eines Einzelnen, die zu seiner Abberufung führte und von seinem Nachfolger wieder ausgesetzt wurde. Die deutschen Kolonialherren und die deutsche Politik waren keine Völkermörder, von Trotha war es. Er war ein Kriegsverbrecher.
Eigentlich sollte die deutsche Kolonialzeit viel eher anhand der Geschichte von Deutsch-Ostafrika beurteilt werden, in der immerhin 54% der Lebensjahre des deutschen Kolonialismus zu verorten sind. Warum hören wir jedoch so wenig über Ostafrika, das heute hauptsächlich Tansania heißt (mit Teilen von Ruanda, Burundi, Kenia und Mozambique)? Ganz einfach: Weil Deutsch-Ostafrika ein enormer Erfolg war.
1907 schrieb Martin Ganisya, ein befreiter Sklave, der es zum Lehrer an der Evangelischen Missionarsschule in Dar es Salaam brachte, von der Pax Germanica, die die deutschen Kolonialherren gebracht hatten: „Der vorherige Zustand der Kolonie war einer des fortgesetzten Unrechts. Jetzt herrscht Frieden allenthalben.“ Bei der Niederschlagung des Maji-Maji-Austandes (dem „Wasserkult“) von 1905 bis 1907 erfreuten sich die Deutschen breiter Unterstützung in der Bevölkerung. Die post-1907 Reformen läuteten eine Ära des Fortschritts ein, die in der europäischen Kolonialgeschichte in Afrika ihresgleichen sucht.
AfD-MdB Petr Bystron.
In der Reichstagsdebatte zum Kolonialhaushalt im März 1914 wurde eine Resolution verabschiedet, in der Arbeitnehmerrechte für Eingeborene, ein Ende der Zwangsarbeit und die allgemeine Schulpflicht festgeschrieben wurden. Der US-Historiker Woodruff Smith nannte den Beschluss 1978 „die umfassendste Erklärung durch eine Kolonialmacht seiner selbstauferlegten Verantwortung gegenüber den Kolonialvölkern und der Begrenzung der Ausübung der Kolonialmacht.” Nach Smith hatte die deutsche Berufung auf breite Unterstützung in der Kolonialbevölkerung Hand und Fuß, wie man anhand wichtiger Gruppen sehen kann. Deshalb dauerte der Erste Weltkrieg in Ostafrika so lange, denn die eingeborenen Kämpfer waren dem Deutschen Reich gegenüber so loyal, dass sie bis zum bitteren Ende im Herbst 1918 weiterkämpften.
Deutsch-Kamerun machte wiederum 34% der deutschen Kolonialära aus. Auch über Kamerun hören wir von linken Kolonialhistorikern nie ein Wort. Warum? Weil die deutsche Kolonie hier ein phänomenaler Erfolg war, die sich unter der einheimischen Bevölkerung enormer Beliebtheit erfreute. Im Norden befand sich das Islamische Sultanat der Fulanis, die seit 1823 bis zur Ankunft der Deutschen 1902 die Nachbarvölker angegriffen, ausgeplündert und ermordet hatten, der willfährige Handlanger der Kolonialmacht. Christliche Missionare wurden wie unter den Briten in Nigeria verboten und die Scharia weiterhin erlaubt. Wenn die Deutschen Kamerun nicht besetzt hätten, schrieb der Historiker an der Yale University Harry Rudin 1938 nach seinen Studienreisen Anfang der 1920er, hätten es die Briten oder Franzosen getan. Und wenn die Europäer Kamerun nicht besetzt hätten, hätten es die Fulanis gemach. Angesichts der Gräuel der Fulanis im Norden erklärt dies vielleicht, warum die anderen Eingeborenen sich dem europäischen Imperialismus gegenüber so aufgeschlossen zeigten.
Im Süden herrschten die Deutschen mithilfe der Duala-Stämme entlöang der Küste, die dadurch wohlhabende Mittelsmänner wurden. Seit 1907 gab es Ratsversammlungen für die Interessen der Afrikaner, eine dezentrale Verwaltung und Verwaltungsschulen für eine lokale Elite. Im Jahr 1914, sorgten in der gesamten Kolonie 2 700 einheimische Soldaten und Polizisten und etwa 200 deutsche Beamte für Sicherheit – etwa ein Mann pro 1000 Einwohner (moderne Staaten haben etwa 5 bis 10 Soldaten und Polizisten pro 1000 Einwohner).
Die deutsche Entwicklungspolitik in Kamerun war am fortschrittlichsten von allen, unter anderem um der Forderung der Berliner Konferenz nachzukommen, Kolonialbesitz müsse mit “effektiver Besetzung” einhergehen. Seit 1894 wurde Landwirtschaft, Industrie und Infrastrukturpläne für die Binnenregionen eingeführt. Ironischerweise wurden diese deutschen Pläne später von Kritikern der Laissez-faire Einstellung der britischen und französischen Verwaltung ins Feld geführt. “Wo auch immer ich hinkam lobten die Einheimischen die hervorragende deutsche Verwaltung“, schrieb Harry Rudin. “Der oft gehörte Kommentar über die Deutschen war, sie seien streng, manchmal hart, aber immer gerecht.”
Das würde auch erklären, warum die Kameruner wie die Ostafrikaner beim Ausbruch des Ersten Weltkrieges so treu zu ihren deutschen Kolonialherren hielten. Einzige Ausnahme waren die Duala an der Küste, die schon vor dem Kriegsausbruch den Aufstand wagten, einfach weil die erfolgreichen Infrastrukturprogramme im Hinterland sie ihres bisherigen Handelsmonopols in der Kolonie beraubt hatten. Die Völker der Hausa und Jaunde im Binnenland kämpften genauso bereitwillig für die Deutschen wie die nigerianischen Stämme für die Briten. Als der Süden des Landes fiel, gingen über 6.000 eingeborene Soldaten und 8.000 andere Eingeborene lieber mit ihren deutschen Kolonialherren in der neutralen spanischen Kolonie von Rio Muni ins Exil (dem heutigen Äquatorialguinea).
Eines der lächerlichsten Beispiele für die Verdrehung der Tatsachen durch die heutige akademische Kolonialwissenschaft sind die Versuche, nachträglich die winzige deutsche „Vorzeigekolonie“ Togoland zu verunglimpfen – die nur 2% der deutschen Kolonialpräsenz ausmacht, die aber – genauso wie die andere deutsche „2%-Kolonie“ Südwestafrika – unverhältnismäßig viel Ressourcen und Mühen verbrauchte.
Gilley bei seinem Vortrag.
Woodruff Smith nannte Togoland eine „klassische Handelskolonie“ – in der europäische Händler unter dem Schutz einer minimalen Staatsgewalt mit den Einheimischen Handel trieben oder Rohstoffe abbauten. Die winzige Hauptstadt von Lomé übte nur minimale tagespolitische Kontrolle aus, die alltägliche Verwaltung verblieb bei den Stammesoberhäuptern. Auch Jahre später fanden Sprachwissenschaftler immer noch Redewendungen aus der deutschen Kolonialherrschaft wie “Und der ist für den Kaiser!”, mit dem togolesische Väter ihrer unartigen Brut den Hintern versohlte, oder “Zu Gruners Zeiten gab‘s das nicht!”, wie die alten Weiber in einer bestimmten Region seufzten, um auszudrücken, dass früher unter dem Brandenburger Regionalverwalter Hans Gruner alles besser war. Julius Graf Zech, Gouverneur von 1903 bis 1910, war Katholik und selbsternannter Humanist, der es als seine moralische Pflicht ansah, die Lebensbedingungen der Afrikaner zu verbessern. Bismarck hatte mit seiner Reichsgründung viele Katholiken vor den Kopf gestoßen und ermutigte Zechs humanitäre Bemühungen, um die Gunst der Katholiken in Deutschland wiederzugewinnen.
Die deutsche Herrschaft brachte Stabilität in eine Region, die zuvor von Stammeskriegen und -feindschaften geplagt war. Im Nordwesten zum Beispiel verbündeten sich die Nawuri und Gonja, die im 15. und 16. Jahrhundert die kleineren Nachbarvölker unterdrückt hatten, und wurden Nutznießer der deutschen Herrschaft. Einer derjenigen, die von der neuen wirtschaftlichen Attraktivität und politischen Stabilität der neuen Kolonie angelockt wurden, war ein brasilianischer Mischling namens Francisco Olympio. Sein Sohn Octaviano bewegte Zech und seine Nachfolger zu politischen Reformen. Franciscos Neffe Sylvanus wurde nationalistischer Anführer und nach der Unabhängigkeit Togos 1961 der erste Präsident. Er wurde auf der Flucht Richtung US-Botschaft 1963 blutig niedergeschossen, und eine 50-jährige Abfolge von Militärdiktaturen war die Folge. Wer blickte da nicht wehmütig auf die deutsche Kolonialherrschaft zurück?
Dennoch tun die Kolonialhistoriker ihr Äußerstes, den „Mythos“ der erfolgreichen Kolonie zu entzaubern. Dabei sind diese Versuche so offensichtlich ideologisch motiviert, dass man nur aus ihnen zitieren muss, um sie als das zu entlarven, was sie sind. Der Musterschüler dieser Kolonialkritiker ist Dennis Laumann von der University of Memphis, ein offener Marxist und Kuba-Bewunderer, der gewalttätige Tierschützer unterstützt und seinen Studenten die Lektüre der kommunistischen Parteizeitung Workers Daily empfiehlt. Mann könnte ihn als ideologischen Irrläufer von der Hand weisen, aber dann würde uns einiges an Unterhaltung entgehen. Denn Laumann musste vor Ort erstaunt feststellen, dass “die Sprachgeschichte der deutschen Besatzung zu meinem Erstaunen oberflächlich die These der Vorzeigekolonie bestätigt, indem die mündliche Überlieferung die „Disziplin“, „Ordnung“ und „Anstand“ der deutschen Kolonialzeit hervorheben.” Also entschied er kurzerhand, die mündlichen Überlieferungen, die seiner These zuwiderliefen, zu verwerfen. Nach Friedrich Engels mussten diese nur „falsches Bewusstsein“ sein: “Mündliche Überlieferungen werden von den wirtschaftlichen und politischen Umständen ihrer Entstehung geformt, spiegeln daher die spezifische Ära, in der sie entstanden sind und wandeln sich mit der Zeit.”
Nachdem er sich derart vom Ballast der tatsächlichen Beweislage befreit hat, wendet sich Laumann desweiteren einfach seiner Entrüstung und seinem Entsetzen angesichts aller Kollegen zu, die die deutsche Kolonialzeit in Togoland nicht mit absoluter Verurteilung begegnen, obwohl er bis auf Zitate notorischer togolesischer Kolonialgegner keinen Grund dafür vorbringen kann. Das Beste, was er ins Feld führen kann, ist ein Zitat eines togolesischen Historikers von 1969, der sagt, „das togolesische Volk war von der Kolonialherrschaft enttäuscht und fand sie unerträglich“ – eine Behauptung, keine Tatsachenfeststellung. Als Beleg dienen ihm großspurige Behauptungen, die Deutschen hätten die „Togolesen ihrer Grundrechte beraubt” – wobei man sich fragen muss, wie viele Grundrechte ein Einwohner des steinzeitlichen Westafrikas vor 1907 gehabt haben kann.
Anschließende Fragerunde.
Eine interessante Anmerkung zur deutschen Kolonialzeit in Afrika ist die Tatsache, dass es der deutsche Mediziner Robert Koch war, der ein Heilmittel für die Schlafkrankheit fand, welches dann von den Franzosen geklaut und in den 1920ern flächendeckend eingesetzt wurde. Dieser deutsche Beitrag rettete ein bis zwei Millionen Menschenleben und verschonte unzählige Familien und Gemeinden vor unnötigem Leid. Die beiden Ghanaischen Wissenschaftler Isaac Brako und Seth Peter Frimpong bemerkten 2013, dass diese Errungenschaft allein alle Leistungen der gesamten deutschen Kolonialzeit in den Schatten stellt: „Aufgrund dieser einen medizinischen Errungenschaft kann man die deutsche Präsenz in Afrika als völlig gerechtfertigt bezeichnen. Unter dem Strich kann kein Afrikaner behaupten, die Deutschen hätten nichts Wertvolles beigetragen.”
Über die deutsche Kolonialzeit in Qingdao und dem Südpazifik kann man eine ähnliche Geschichte der ideologisch verzerrten Gesichtsschreibung erzählen. Zu Qingdao, dem deutschen Hongkong, reicht es, den Vater des Modernen Chinas Dr. Sun Yat-sen während seines Besuchs 1912 zu zitieren: “In dreitausend Jahren hat China in Qingdao nicht geschafft, was die Deutschen in fünfzehn Jahren geleistet haben. Wenn jede Regionalverwaltung in China zehn Abgesandte nach Qingdao schicken würde, um seine Verwaltung, Stadt, Straßen, Hafenanlagen, Universität, Wälder, Stadtwerke und Gemeinde kennenzulernen, würde China sehr profitieren.” Sun suchte bis in die 1920er Jahre den Rat der Deutschen, obwohl die Kolonie längst von Japan besetzt war. (Die Besetzung löste in China eine Welle des Nationalismus aus und berietete so den Weg für die katastrophale Machtübernahme der Chinesischen KP).
Im Pazifik mühen sich die Kolonialhistoriker trotz aller Beweise für den Erfolg der , deutschen Kolonialherrschaft, einen „heimlichen“ und „verschwiegenen“ Deutschenhass ausfindig zu machen, und Beweise zu finden, wie sehr die armen Insulaner von den bösen Deutschen traumatisiert und entmenschlicht wurden. Dementgegen steht eine charmante historische Anekdote: Trotz aller vermeintlicher Gewalt und Unterdrückung haben die offenbar sehr einfältigen Bewohner des mikronesischen Pohnpei ihren deutschen Glockenturm im Jahr 2000 liebevoll und sehr aufwendig restauriert. Sicherlich ein Zeichen kollektiver Geschichtsvergessenheit. Warum sonst sollten sie ein Symbol der kolonialen Unterdrückung wiederherstellen wollen? Vielleicht lag es aber auch daran, dass die deutsche Herrschaft soviel besser als alle anderen Alternativen war.
Seit 1918 durchlief die deutsche Kolonialgeschichtsschreibung vier diskrete Stufen. Von 1918 bis 1933 hatten es die ehemaligen Kolonialherren mit kruder anti-deutschen Propaganda zu tun, hauptsächlich britischen Ursprungs, und entgegneten dieser mit schlagenden empirischen Beweisen für die Tatsache, dass die deutsche Kolonialgeschichte fast makellos war. Federführend war dabei der letzte deutsche Gouverneur von Ostafrika, Heinrich Schnee, der angesichts der Versuche, die Kolonialzeit im schlechtest denkbaren Licht zu zeichnen, den Begriff der „kolonialen Schuldlüge“ prägte. Sein Begriff trifft heute im Wesentlichen auf alle koloniale Geschichtsschreibung zu.
Bruce Gilley und Collin McMahon (Übersetzer).
Diese erste Nachkriegsgeneration klammerte sich nach 1918 an die deutsche Tradition der westlichen Aufklärung als liberale Kolonialmacht. Sie verfolgten immer noch das europäische Projekt, die Errungenschaften der Modern mit der Welt teilen zu wollen und zeichneten sich durch die westliche Tugend der selbstregulierenden Einrichtungen und selbstkritischen Traditionen aus. Tragischerweise hat diese „Koloniallobby” den Kampf verloren. Zu viele Deutsche waren von der liberalen Gesellschaft enttäuscht und wandten sich komplett vom Liberalismus ab. Stattdessen warfen sie sich der Sowjetunion in die Arme und wurden die Handlanger der antikolonialen kommunistischen Agitation, hauptsächlich durch die Liga gegen den Imperialismus und koloniale Unterdrückung (League against Imperialism and for National Independence, LAI) der Kommunistischen Internationale in der Berliner Friedrichstrasse, durch den Erfurter Kommunisten Willi Münzenberg gegründet. Die LAI wurde zum Sammelpunkt für antikoloniale Nationalisten wie M.N. Roy aus Indien und Mohammed Nafi Celebi aus Syrien.
Diese Ablehnung des kolonialzeitlichen Liberalismus und Kosmopolitismus ging Hand in Hand mit dem Aufstieg der Nationalsozialisten, die entschiedene Kolonialgegner waren. Antikolonialismus galt den Nazis als Rückbesinnung auf das deutsche Volkswesen, auf die völkische Reinheit und Alleinstellung der Deutschen. Wenn das Vernichtungslager Auschwitz einen kolonialen Wegbereiter hatte, ist er nicht in Windhoek zu verorten, sondern in der Friedrichstrasse. Wenn eines Tages die Geschichte dieser abstoßenden Seite des deutschen Antikolonialismus geschrieben werden sollte, müsste sie heißen: Von der Friedrichstrasse nach Auschwitz: Der deutsche Antikolonialismus und der Holocaust.
Viele Kolonialgegner waren sehr angetan vom Nationalsozialismus und wollten etwas ähnliches bei sich zu Hause einführen. Ein engstirniger Nationalismus verband sich mit einem Hass auf den “internationalen Kapitalismus” und einem sozialrevolutionären Bestreben, korrupte Eliten durch energische Jugendbewegungen zu ersetzen. In Ägypten waren die Kolonialgegner große Unterstützer des Nazi-Anschlusses von Oberschlesien und der Rheinland, und erhoben ägyptischen Ansprüche auf „Lebensraum“ im Sudan.
Für Adolf Hitler war der Kolonialismus Zeit- und Geldverschwendung, eine Angelegenheit für jüdische Kapitalisten und verweichlichte christliche Missionare, die von einer „universellen Menschlichkeit“ schwärmten. Für Hitler waren die Schwarzen nicht besser als „Pudel“ und nicht wert, von Ariern regiert zu werden. Kolonien waren für ihn eine riesige Verschwendung nationaler Ressourcen. Die Vorstellung der Mischehen in den Kolonien war ihm zuwider. (Moderne linke Akademiker verabscheuen wie Hitler Mischehen und rassenübergreifende Beziehungen in den Kolonien, da sie darin „Gewalt über die Körper der Unterworfenen“ erkennen)
Nach Hitlers Machtergreifung in Europa wechselten die Antikolonialisten die Seiten, von Moskau zu den Nazis, da sie in Hitler einen mächtigen neuen Fürsprecher sahen. Die romantischen, antimodernen Tendenzen der Nazis hatten für afrikanische und asiatische Nationalisten große Anziehungskraft. Subhas Chandra Bose verbündete sich mit den Faschisten in Deutschland und in Japan, da er ihre Unterstützung gegen die Herrschaft der Briten in Indien suchte. Im November 1941 gründete Bose in Berlin die Zentrale freies Indien, die mit der Indienabteilung des deutschen Auswärtigen Amtes Inder in Europa und in Asien überzeugen wollte, für die Nazis zu kämpfen. Bose rekrutierte 3000 indische Kriegsgefangene in Deutschland für die Legion „Freies Indien“.
Der Sprecher der AfD-Fraktion, Christian Lüth (l.), Markus Frohnmaier und Bruce Gilley.
1944 wurde mit Hilfe der Französischen Gestapo ebenfalls eine “zweite Brigade Nord-Africaine” ins Leben gerufen, zu denen u.a. etwa 300 Araber und Berber zählten, angeführt vom algerischen Nazi-Unterstützer Mohammed El-Maadi, die die französische Milice im Kampf gegen die nazifeindliche Resistance unterstützten. Der Palästinenser Amin al-Husseini (auch als „Mufti von Jerusalem,” bekannt, ein hohes Amt im sunnitischen Islam) hat das Berliner Islamische Zentralinstitut 1942 als Arabischer Nachrichtendienst neugegründet, um die antikolonialen Bewegungen im Nahen Osten in die Kriegsbemühungen der Nazis einzubringen .
Die Nazis verglichen ihre „nationale Revolution” von 1933 (die ihrer Ansicht nach Deutschland vom Joch der Versailler Verträge befreit hat) mit den nationalen Ambitionen der Kolonialvölker. Den Nazismus und den Antikolonialismus einte eine gemeinsame DNA: Illiberal, rücksichtslos, totalitär, und für alle die ihnen unterworfen wurde eine unmittelbare Lebensgefahr. Das Dritte Reich vergiftete jeden Aspekt der deutschen Kultur und Gesellschaft, und verwandelte das Erbe des deutschen liberalen Kolonialismus in einen weiteren Teilaspekt dieses entsetzlich bösen Regimes. William Harbutt Dawson, der britische Journalist, Gelehrter, und Beamter, Teilnehmer der britischen Delegation in Versailles, war der Meinung, der Nationalsozialismus habe Deutschland entzweit, entwestlicht und entkolonialisiert – aus der Mitte der europäischen Kultur gerissen – und die Zukunft läge darin, diese liberalen europäischen Werte in Deutschland wiederherzustellen. Dawson hat vielleicht das Ausmaß von Hitlers Bösartigkeit unterschätzt, aber in einem hatte er recht: Mit der Diagnose, dass Hitler die Manifestation einer deutschen Ablehnung (oder Leugnung) der europäischen Idee darstellte, nicht dessen Fortsetzung. Demzufolge wäre der Weg zur entgültigen Entnazifizierung die Wiederherstellung der zentralen deutschen Rolle auf der Weltbühne und damit die Rehabilitierung des deutschen Kolonialismus.
Nur leider hat sich während des Kalten Krieges der Antikolonialismus wieder mit Moskau verbandelt. Ostdeutsche Wissenschaftler, die innerhalb stalinistischer Organisationen forschten, produzierten am laufenden Band kritische Betrachtungen der deutschen Kolonialzeit, die von unseren heutigen Historikern wie einem Rudel durstiger Hunde aufgesogen werden. Vielleicht liegt es ja nur an mir, aber regierungskonforme Propaganda eines mörderischen stalinistischen Regimes, die dem ausdrücklichen ideologischen Zweck diente, den Westen zu attackieren, scheint keine vielversprechende Ausgangsbasis für aussagekräftige wissenschaftliche Forschung zu sein. Der Kalte Krieg ist lange vorbei, die Hinterlassenschaft der marxistischen Kolonialgeschichte ist uns in den deutschen Universitäten erhalten geblieben.
Das deutsche Kolonialbild und die deutsche Kolonialforschung ist immer noch geprägt von einer ideologischen Indoktrinierungskampagne nach dem 1. WK, die in den schlimmsten Auswüchsen des Totalitarismus unserer Zeit verwurzelt ist, sowohl dem Sowjetkommunismus wie dem National-Sozialismus. Trotzdem gilt diese vollständig ideologisierte Form der Kolonialgeschichtsschreibung als die einzig Wahre und Gute. Sie ist keines von beiden. Wenn Deutschland wirklich zu einer Kultur des klassischen Liberalismus und der westlichen Identität zurückfinden will, muss es die dogmatische, totalitäre Ideologie des Antikolonialismus ein für alle Mal verwerfen.
Quelle: http://www.pi-news.net/2019/12/warum-sic...n-muessen/
"Wenn Unrecht Gesetz wird,wird Rebellion Pflicht."
Der Klartexter
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