20.10.2019, 01:03
Deutschlandweit gibt es dutzende Stadtteile, die von Linksextremisten dominiert werden. Egal ob Leipzig-Connewitz, Hamburg, Berlin Friedrichshain oder die süddeutschen Szenetreffs in Freiburg, Stuttgart oder Tübingen: Die Strukturen sind weitestgehend identisch. In den ersten Jahren der Nachwendezeit wurden (vom Sozialismus) verwahrloste und leerstehende Häuser besetzt und als linken Unterschlupf vor einem angeblich hereinbrechenden Kapitalismus und Neoliberalismus genutzt. Arbeitsunwillige junge Leute – häufig aus dem Akademikermilieu – deren Identität zur einen Hälfte aus Abneigung gegenüber dem freien Markt und seinen nur durch Fleiß, Talent und Anstrengung erreichbaren Früchten und zur anderen Hälfte aus subkulturellen, generell unsozialem Denken, besteht.
Im Osten der Republik rekrutierte man sich zuerst aus Jugendlichen, die sich aus der Punkszene der DDR speisten und in den Jahren der Repression eine immanente Systemfeindschaft aufgebaut hatten. Im Westen hingegen war die linksradikale Szene deutlich akademischer geprägt. Die Frankfurter Schule hatte es geschafft, innerhalb von nicht einmal 20 Jahren nach Gründung der Bundesrepublik, die 68er-Revolution mit herbeizuführen. Aus nachvollziehbaren Forderungen junger Leute gegen die wahrgenommene Beengung der bürgerlichen Gesellschaft, wurde ein radikaler Kampf gegen „Kapital“, „Politik“ und „System“. Die Verschiebung der Werte gipfelt schließlich im deutschen Herbst, Terror und Mord gegen Land und Bevölkerung.
Solidarischer Herbst
Stichwort RAF: Retrospektiv zeigten sich starke linke Strömungen solidarisch mit Erpressern und Terroristen. Der deutsche Linksradikalismus navigierte sich unter einem bürgerlichen SPD-Kanzler mit dem Namen Helmut Schmitt zwar ins Abseits, durfte aber weiter und ungestraft gewähren. Unvorstellbar mutet der Gedanke an, es gäbe nach den grausamen Morden durch Stephan B. in Halle und dem Mord an dem Kasseler Regierungspräsidenten Helmut Lübke eine breite Unterstützung durch Studenten, Dozenten, Jungsozialisten und antibürgerliche Strukturen bis ins Lager der FDP und der SPD. Doch genau das fand 1977 statt. Selbst die zweite Generation der RAF, die schließlich für die Ermordung Hanns Martin Schleyers verantwortlich war, konnte sich noch auf zehntausende Sympathisanten stützen, die, mal mehr, mal weniger, das Vorgehen der Terroristen legitimierten.
Wie viele solcher „Sympathisanten“ gibt es heute? Der Verfassungsschutz spricht in seinen jährlichen Berichten vom „Personenpotenzial“. Leider ist dieser Beamtenbegriff zu einem Quartettvergleichswert verkommen, wenn Linke, Rechte und Islamisten ihre Karten gegeneinander ausspielen. „Es gibt aber mehr Rechtsextreme als Linksextrem“, schallt es dann durch den medialen Blätterwald. Eine Widerspiegelung des linken und linksextremen Milieus erhält man mit grob geschätzten Zahlen (auf hunderter gerundet
Linke Gewalt ist emergent und wird, zumindest in den vergangenen Jahren wieder stärker thematisiert, als noch in den 2000er Jahren. Die Welt war eine andere, heile, die angeblichen Auswüchse des Neoliberalismus überwunden, Europa wuchs zusammen – zumindest in den Köpfen der Politiker – und Deutschland und Europa befanden sich auf einem schemenhaften Scheitelpunkt. Die Universitäten verbreiteten weiter ihre linksgrünen Dogmen; keine Gefahr für irgendwen, schließlich gab es Leistungsträger, die unseren Wohlstand finanzierten und Grenzen, die den Wohlstand schützten.
Das hat sich geändert. Wir befinden uns wieder in einer Zeit, in denen der Staat oder das Establishment linke Politik macht und dabei die Realität auf den Kopf stellt. Minuszinsen, offene Grenzen, Milliardenverschwendung, sinnentleerte Symbolpolitik.
Das ist per se eine gute Entwicklung für linksdrehende Geister: Multikulti ist zur Staatsräson erkoren, soziale Gleichheit der Leitstern überbezahlter Bürokraten. Die CO2-Reduktion hat so etwas angeblich Banale, wie Wirtschaftswachstum, Fortschritt oder Grenzkontrollen längst den Rang abgelaufen.
Die Teilung der Linken
Ein Großteil der breiten linken Szene fühlt sich also pudelwohl, kann zu Hause den Pharisäer mimen, den Lattenzaun weiß streichen und die siebte Lebensversicherung für den einzigen Enkel abschließen. Täglich schaltet man die Tagessschau ein, empört sich über die AfD und alle vier Jahre macht man sein Kreuz bei den Grünen oder den „LINKEN“. So ein bisschen revolutionäre Aufwallung ist sicher nicht verkehrt.
Diese Entwicklung hat aber nur die bürgerliche Linke vollbracht. Die radikale Linke – mit großer Hoffnung und noch größerer Enttäuschung gegenüber linker Staatspolitik – ist in die Ecke gedrängt. Dort spinnt man sich rechte Bedrohungsszenarien zusammen, während man von den Etablierten zumindest so viel Geld zugeschustert bekommt – Bafög, Projektfinanzierungen, Vereinszuschüsse, kostenloses Wohnen, Querfinanzierungen, Kulturförderung – um das Leben außerhalb des Systems erträglich zu gestalten. Man wird von den gemäßigten Linken geduldet, mitunter sogar gefördert und gelobt. Das Credo: Der außerparlamentarische Arm im Kampf gegen die AfD sei nicht zu vernachlässigen, in der „vorwärts“, dem Parteiblatt der SPD, dazumal gelesen von meinem Großvater, der noch Kiesinger gewählt hatte, schreibt Angela Marquardt: „Im Kampf gegen rechts braucht die SPD auch die Antifa.“
Trotzdem spielen die SPD, die Grünen und die LINKEN ein gefährliches Spiel: Wie weit will man mitgehen, wie viel will man tolerieren? Meine Vermutung: verdammt viel. Bis die SPD sich von linksextremen Kräften distanziert, friert die Hölle zu oder es gibt die zweite Spaltung in einem Jahrhundert in SPD und USPD, wie bereits zu Beginn der Weimarer Republik.
Radikalisierung
So lässt man ein linksextremes Personenpotenzial von 33.000 (Stand 2018) unbehelligt in der Gegend herumlaufen, was zumindest nachvollziehbar ist, so lange niemand eine Straftat begeht – gleichzeitig nährt man einen Großteil dieser Personen mit Steuergeldern. Alles kein Problem, so lange die Lage nicht eskaliert?
Linksextreme und rechtsextreme Straftäter haben einen gemeinsamen Punkt: Ihre konkreten ideologischen Vorstellungen werden nicht von der Mehrheit der Gesellschaft getragen. Jahrelanger „Kampf“ mit Flugblättern, Szenetreffen, Aufklärung und Bildungsarbeit verlaufen im Sand. Echte Radikalisierung heißt in diesem Kontext, die gewachsene Pflanze an der Wurzel zu packen und herauszuziehen, selbst wenn die Tat das eigene Leben kostet, oder man den Rest seiner Tage hinter schwedischen Gardinen sitzen wird.
Diesen Schritt geht man aber erst, wenn alle anderen Pfade verschlossen sind, wie bei den Terroristen in den 1970er Jahren. Die erste Generation der RAF saß im Gefängnis, Helmut Schmidt war beliebt wie eh und je. Eine neue Generation radikalisierte sich in dem Gefühl, von linker Politik und den „Vorgängern“ allein gelassen zu sein. Ein Tropfen könnte das Fass zum Überlaufen bringen und nur einige organisierte Wassertropfen Angst und Gewalt verbreiten.
Duldung durch den Staat. Enttäuschung der Ideale. Eigene Perspektivlosigkeit. Letzen Endes fehlt allerdings noch eine Bedingung, bis Linksextreme tatsächlich zu Terroristen werden: Eine breite Anerkennung von Leuten, die denken wie sie, allerdings den letzten Schritt nicht gehen wollen, da der Preis zu hoch ist. Die schweigenden Sympathisanten gingen im Deutschen Herbst in die Zehntausende, im Jahr 2019 in die Hunderttausende. Eine Studie der FU Berlin veröffentliche 2018, dass „in Westdeutschland 14 Prozent, in Ostdeutschland 28 Prozent eine linksradikale/linksextreme Grundhaltung haben.“ Davon wiederum 14 Prozent gaben an, dass sie Gewalt befürworten. Die Studie fand noch weitere erschreckende Einstellung der Deutschen heraus: 16 Prozent der Deutschen waren der Meinung, dass „Kapitalismus zu Faschismus führe“, 40 Prozent der Gewalttaten wurden von „Linken“ und nicht von „Linksextremen“ begangen. Das bedeutet zwei Dinge.
Erstens: Man hat sich mit der Gleichsetzung „Kapitalismus/Faschismus“ durch die Frankfurter Schule im Westen und die Sowjetproganda im Osten, die eigene moralische Legitimation geschaffen, brutal gegen die Marktwirtschaft vorzugehen.
Zweitens: Gewalt kann auch von typischen Wald- und Wiesenlinken begangen werden.
Leipzig-Connewitz
In der Praxis gab es im Verlauf der letzten Monate und Jahren eine Blaupause, der möglicherweise die Radikalisierungsentwicklung der gesamten bundesdeutschen Linksradikalen aufzeigt: Leipzig-Connewitz.
Connewitz beherbergt eine der stärksten und radikalsten Linken in Deutschland. Bereits vor der Wende übernahmen linke Jugendgruppen einige unsanierte Wohnhäuser. Auf „Anarchismus.de“ berichtet man über die eigene Vergangenheit: „Und so kreuzten sich im 80er-Jahre-Leipzig, ganz besonders in Connewitz zwei Entwicklungen, die des „Leerwohnens“ von Seiten der Führung des werktätigen Volkes und die des „Schwarzwohnens“ von unten. Dieses wurde vor allem von Leuten aus der Punk- und Bluesszene, viele von ihnen Studierende, praktiziert.“
In der chaotischen Zeit der Wende gelang es, „offiziell“ Häuser zu besetzen. Eigentumsverhältnisse waren ungeklärt oder wurden nicht durchgesetzt. Nach jahrelangen Streitereien mit der Stadt erschuf man einen eigenen Status quo. Es entstand das sogenannte Bermudadreieck im Süden Leipzigs, bestehend aus besetzten Häusern, Kneipen und linken Szenetreffs. Die „Szene“ wird geduldet, die Stadt ist hilflos. Chaotische Verhältnisse, Dauerparties, Lagerfeuer in der Stadt bis hin zu mutwilliger Zerstörung. 1992 greifen Jugendliche die gerufenen Polizeibeamten mit Steinen und Molotowcocktails an, die Lage eskaliert vollkommen, die Polizei feuert, ein „Anarchist“ wird getroffen. Von diesem Tag an ist die linke Szene in Alarmbereitschaft und auf Krawall gebürstet. Innerhalb der letzten, mittlerweile 27 Jahre hat sich daran wenig geändert. Die Stadt hat sich mit den Linksradikalen arrangiert, das „Leben lassen“ wird von den regelmäßigen Eskapaden der Linksextremen unterbrochen. Der Leipziger Volksanzeiger schreibt von einer „Mischung aus Szeneviertel und bürgerlichem Alltag. Hier treffen sich Punker und Senioren beim Bäcker.“
Der Januar markierte allerdings einen Wendepunkt in Connewitz. Das alte Bahngebäude „Black Triangle“ wurde nach monatelangem Hin und Her von der Polizei geräumt. Das alternative Zentrum war Anlaufstelle für selbsterklärte Anarchisten, Autonome und Aussteiger. Ein herber Schlag für die Szene, obgleich die linken Strukturen in Connewitz so ausgeprägt sind, dass genügend Ausweichmöglichkeiten bestehen. Trotzdem wurden in den darauffolgenden Wochen mehrfach Fahrzeuge der Deutschen Bahn angezündet. Es handelte sich um Racheakte der Linksextremen, nach aktuellem Kenntnisstand wurde niemand dafür zur Verantwortung gezogen, der Staatsschutz ermittelt offiziell noch weiter.
Gleichzeitig gab es in Connewitz bisher sieben Brandanschläge auf Großbaustellen, was in diesem Maßstab neu ist. Sogar der SPD-Bürgermeister Burkhard Jung von Leipzig spricht beim Großbrand auf der Baustelle der „CG-Gruppe“ von einem „Terroranschlag“. Der Gesamtschaden im Jahr 2019 durch linke Zerstörungswut liegt bei über 20 Millionen Euro. Die bundesweite Presse spricht in diesem Kontext von „Chaoten“, was eigentlich die Meinung der gesellschaftlichen Einheitsposition treffend widerspiegelt. Terroristen sind Chaoten, sofern sie von links kommen und für „Gerechtigkeit“ kämpfen. Nette Jungs mit eigentlich tollen Idealen, die sich eben manchmal im Ton vergreifen. Dass dabei auch mit Pflastersteinen auf Polizisten geworfen wird und Andersdenkende halbtotgeprügelt werden wird als lästiger Beigeschmack gewertet.
Der Kampf auf Leipzigs Straßen um die Hoheit in der Stadt wird weitergehen, die lokale Politik wird vielleicht laut bellen wie ihr sozialdemokratischer Anführer, an der linken Kriminalität und den politischen Strukturen, als auch den Querfinanzierungen durch Land und Kommune wird sich nichts ändern. SPD-Bürgermeister Jung sagte im Juli 2017 trotz massiver Kritik, dass „keine Änderung bei der Vergabe von Fördergeld vorgesehen“ sei.
Sollten also die linksradikalen Großstädter „ihre“ Häuser und Treffpunkte verlieren, politisch durch die AfD bekämpft und die Fördersümpfe und Habitate ausgetrocknet werden, wird die linke Gewalt eskalieren. Gleichzeitig werden zigtausende Deutsche auf der Seite der „Straßenlinken“ stehen, während eine Welle von linkem Terrorismus durch Deutschland zieht. Die Vorboten sind schon da. Oktober 2019. Es ist wieder Herbst in Deutschland.
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Quelle: https://www.blicknachlinks.org/die-blaet...er-fallen/
"Wenn Unrecht Gesetz wird,wird Rebellion Pflicht."
Der Klartexter
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