Der Generationenbetrug
21. September 2023
Wir haben finanzpolitisch unsolider gewirtschaftet als jede Generation vorher und der nächsten Generation eine finanzpolitische Katastrophe hinterlassen, die zwangsläufig zum Staatsbankrott, Privatkonkurs und zu wirtschaftlichem sowie gesellschaftlichem Zusammenbruch führen muss.
Von PROF. EBERHARD HAMER | Der Autor hat in seinem langen Leben vier Generationen erlebt, die alle ihre Vorgängergeneration wegen deren Fehler gescholten haben und eine bessere Zukunft versprachen.
Für die heutige überversorgte Jugend sind wir „alten weißen Männer“ nicht mehr Grund ihres Wohlstandes, sondern allen Übels und Hindernis besserer Zukunft.
Was aber ist Schein und Wirklichkeit?
1. Die Generation meines Vaters hat beide Weltkriege erlebt bzw. überlebt, die Weltwirtschaftskrise und danach die national-sozialistische Massenverführung und ideologische Traumfahrt. Wer damals den Irrweg erkannte, stand gegen die „Political Correctness“. Mein Vater wurde nach Predigten verhaftet, weil er die Gemeinde aufrief, nicht den Hakenkreuzen, sondern dem Christuskreuz zu glauben. Verhindert hat er damit die allgemeine Verblendung ebenso wenig wie heutige Kritiker die Klimaideologie – und auch nicht den Zusammenbruch.
2. Die durch Krieg, Zerstörung und Not ernüchterte Nachkriegsgeneration wurde von der Not gezwungen, sich aus dem Wahn wieder in die Wirklichkeit zu finden und hat mit Bescheidenheit und bewundernswerter Leistung das zerstörte Land wiederaufgebaut, sogar ein Wirtschaftswunder zustande gebracht und Deutschland aus einem Armenhaus wieder zu bürgerlichem Wohlstand geführt. Aus einem Volk mit dominierender (zwei Drittel) Unterschicht wurde ein Volk mit dominierender (50 Prozent) Mittelschicht.
Auch politisch war die „Bonner Republik“ – ebenso wie die „Weimarer Republik“ – von einer Politik der Mitte und des Bürgertums geprägt, waren individuelle Freiheit, Selbstverantwortung und auch wirtschaftliche Selbstbestimmung unstreitig, zumal im Osten das Gegenmodell einer proletarischen Gesellschaft und zentraler Führung als Schreckgespenst diente.
3. In den 1960er Jahren entstand aus linksextremen Hochschulkeimzellen der Ruf nach „sozialem Ausgleich“. Sie hatten entdeckt, dass die Leistungsträger wirtschaftlich erfolgreich und immer vermögender wurden, die nur „Beschäftigten“ oder Leistungsverweigerer dagegen zurückgeblieben waren. Sie forderten deshalb „sozialen Ausgleich“ nicht nur in den Startchancen, sondern auch im Ergebnis und Umverteilung von den Leistungsträgern auf immer mehr Leistungsnehmer. Ergebnis: Zwei Drittel der Bevölkerung bekommen inzwischen Transferleistungen von einem Drittel der Wertschöpfer in der größten Umverteilung, die Deutschland je geschaffen hat.
Die Oberschicht hat sich der Umverteilung dadurch entzogen, dass sie mit ihren Gewinnen ins Ausland zog, die bodenständige Mittelschicht kann nicht flüchten und musste deshalb die Umverteilung zu über 80 Prozent tragen, konnte dies aber nur, weil eine außerordentliche Boom-Phase eine bis über die Jahrhundertwende dauernde wirtschaftliche Blütezeit in Deutschland bescherte.
Allerdings erlahmte durch die Boom-Zeit auch die Arbeitslust, wurden Freizeit, Urlaub und Lebensgenuss für die Menschen immer wichtiger.
4. Nach der Jahrtausendwende wuchs eine verwöhnte Erbengeneration heran, für die Deutschland auch ohne ihr Zutun „ein reiches Land“ war, das Spaß und Lust statt Leistung erlaube. Grüne Umweltideologen unter Führung und mit Geld von amerikanischen Milliardären predigten auch bei uns neue Existenzängste durch „Artensterben“, „Baumsterben“, „Gletschersterben“, Klimawandel und schließlich „Weltenende“ und mobilisierten nicht nur die Jugend (Fridays for Future), sondern auch politische schwarz-rot-grüne Mehrheiten. „Ökologie statt Ökonomie“ wurde als Lebensziel ausgegeben und war nun politische Devise. In dieser Ideologiewelle wurde sogar ein Absturz von Wirtschaft und Wohlstand, Überschuldung, persönlicher Freiheitsentzug und drastische Eingriffe in Eigentum und privates Leben in Kauf genommen.
Nicht ganz so in Ostdeutschland. Dort kämpfte die Bevölkerung länger gegen die Herrschaft der Ideologen und deren Folgen, hat nämlich noch nicht den Wohlstandspegel der Westdeutschen erreicht, ist also gegenüber den Wessis „noch eine Generation zurück“. Deshalb wollen sie auch keine Öko-Diktatur, Lebensstandardeinschränkungen, Überschuldung und die Massenimmigration – was wiederum die Wessis nicht verstehen.
5. In unseren Enkeln wächst jetzt eine fünfte Generation heran, für die wir Verantwortung tragen sollten, aber nicht tun. Wenn unsere Enkel oder Urenkel erwachsen sein werden, sehen sie nicht mehr in ein reiches Land, nicht mehr eines der höchsten Bildungsniveaus der Welt, nicht mehr die uns bisher selbstverständliche persönliche und Wirtschaftliche Freiheit und nicht mehr eine soziale Existenzsicherung, sondern müssen die Fehlentwicklungen ausbaden, welche die derzeitige Generation gesellschaftlich, wirtschaftlich und politisch verantwortungslos für die nächste Generation gestaltet hat:
a) Eigentlich sollte jede Generation nur das ausgeben, was sie selbst verdient hat. Unsere Generation hat jedoch die größte Sozialumverteilung und -versorgung der Geschichte als größter Zahler der EU, zweitgrößter Zahler der UN und spendierfreudigster Zahler aller Weltorganisationen und privaten NGOs sowie mit Billionen-Haftungsübernahme für die europäischen Pleitestaaten der EU eine Schuldenhaftung von mehr als 5 Billionen Euro geschaffen, die nicht nur nie zurückgezahlt werden könnte, sondern deren Zinsen auch bei kommender Rezession und Inflation schon für diese Generation nicht mehr tragbar werden. Zum ersten Mal hat der Bundesrechnungshof gerade einer Regierung nicht nur verantwortungslose Verschuldung, sondern auch mit den angeblichen „Sondervermögen“ „rechtswidrige Verschuldungstricks“ vorgeworfen. 29 „Sondervermögen“, wie der „Klima- und Transaktionsfonds“ (2011), der „Corona-Wirtschaftsstabilisierungsfonds“ (2020), das Sondervermögen Bundeswehr (2022) und weitere 26 Sondervermögen sind nichts anderes als Sonderschulden in Höhe von fast 800 Milliarden Euro; das sind zwei Volumina eines „regulären Haushalts“.
Diese einmalig grandiose Verschuldung wurde in einer Ausnahme-Boomzeit mit immer höher und üppiger sprudelnden Einnahmen und Nullzinsen begangen. Die nächste Generation steht also vor untragbaren und nicht einmal in den Zinsen bedienbaren Schulden.
Dagegen helfen auch nicht die theoretisch bei der EZB und den Target-Systemen bestehenden Guthaben, denn deren unsolide Schuldner sind schon jetzt zahlungsunfähig und -unwillig. Von diesen Scheinguthaben werden wir nichts mehr wiedersehen. Wir haben also finanzpolitisch unsolider gewirtschaftet als jede Generation vorher und der nächsten Generation eine finanzpolitische Katastrophe hinterlassen, die zwangsläufig zum Staatsbankrott, Privatkonkurs und zu wirtschaftlichem sowie gesellschaftlichem Zusammenbruch führen muss.
Und die heutigen Täter schwadronieren immer noch von „soliden Finanzen“, wollen oder können ihren Finanzbetrug nicht zugeben, sind aber rechtlich auch nicht verfolgbar (Immunität) und bekommen später sogar Höchstpensionen für ihr betrügerisches Wirken. Sie werden sich auch aus dem Staub machen und deshalb von der nächsten Generation nicht mehr zur Verantwortung gezogen werden können.
b) Merkel hat angefangen, die wirtschaftliche Grundlage unseres industriellen Wohlstandes – nämlich billige Energie – zu vernichten. Sie hat mit ihrer CDU den Ausstieg aus der billigsten Energie (Kernenergie) verordnet, obwohl inzwischen neue gefahrlose Kernkraftwerke erfunden sind, die nicht mehr explodieren können, sondern implodieren (Kugelreaktoren) und sogar die verbrauchten Atombrennstäbe wieder nutzen können.
Ein Märchenerzähler als Wirtschaftsminister hat dazu sogar die billige russische Energie gekündigt und dafür gesorgt, dass Deutschland nun die höchsten Energiekosten der Welt hat; vierfach so hoch wie in den USA und achtfach so hoch wie in China. Die für unseren Lebensstandard entscheidende, von den Grünen verteufelte deutsche Industrie kann daraufhin nur auswandern oder aufhören, was der nächsten Generation Arbeitsplätze, Einkommen und Wohlstand entzieht.
c) Statt auf Wachstum durch produktive Industrie setzt die Ampel-Regierung auf Sozialindustrie und lädt Millionen Gescheiterte, Bildungsschwache und Queere der Welt ein, ins deutsche Sozialsystem zu kommen, wo man nicht arbeiten muss, sondern auch ohne Arbeit besser leben kann als zu Hause von Arbeit. Für Ökonomen wäre Massenimmigration nur vorteilhaft, wenn sie die besten Köpfe und Fachkräfte anzieht. Unsere bildungsabgebrochenen grünen Politiker aber glauben, unsere Zukunft mit unbegrenzt zuwandernden Unterschichten- und arbeitsscheuen (70 %) Sozialeinwanderern verbessern zu können. Damit werden aber nicht nur die Sozialsysteme für die nächste Generation gesprengt, sondern auch eine bisher bürgerliche Gesellschaft zur proletarischen Unterschichtengesellschaft verändert, was nicht nur die Gesellschaft, sondern auch die Bildung, Kultur, Religion und alle Werte für die nächste Generation umwälzt.
Die Ostdeutschen sind mit Recht von der Massenimmigration am meisten entsetzt. Sie kennen noch eine proletarische Gesellschaft, Funktionärsdiktatur und Zentralverwaltungswirtschaft und wollen dieses System nicht schon wieder haben.
d) Aber auch kulturell hinterlässt die Ampel-Mehrheit der nächsten Generation eine Bildungswüste: In den Schulen geht es nicht mehr um Leistung, sondern um Harmonie und Spaß. In vielen Schulen sind die Kinder aus ausländischen Analphabeten-Familien schon Mehrheit, so dass der Mittelstand, welcher für seine Kinder auf gute Bildung angewiesen ist, schon aus manchen Schulbezirken flüchtet. In Niedersachsen mussten wegen allgemeiner Mathematikschwäche die Zensuren um eine Note angehoben werden, damit überhaupt tolerable Noten gezeigt werden konnten. Deshalb sollen jetzt auch überhaupt Zensuren und Versetzung abgeschafft werden.
In den Hochschulen wurde durch Bachelor- und Masterstandard unser Abschluss-Niveau auf amerikanisches abgesenkt. Dennoch geben immer noch 40 % der Studenten auf, werden nach dem Vorbild der Regierungspolitiker Studienabbrecher, für nützliche Arbeit Fehlausgebildete oder für die Wirtschaft unbrauchbare Bildungsgeschädigte, für welche die Regierung mit Recht nun ein „Arbeitsersatzgeld für alle“ (Bürgergeld) geschaffen hat.
Auch in den Medien wird Kultur immer mehr zurückgefahren, dafür einseitige politische Talk-Runden und amerikanische Niedrigstandardfilme gezeigt, obwohl die mit 9 Milliarden üppig finanzierten öffentlichen Medien eigentlich nur für Kultursendungen einen öffentlichen Auftrag haben.
Und unsere christlichen Kirchen kämpfen statt für das Heil ihrer Seelen für die Massenimmigration und beteiligen sich am Schleppergeschäft auf dem Mittelmeer. In 20 Jahren wird der radikale Islam größte Religion in Deutschland sein und seine Kultur-Lebensführungsansprüche an die nächste Generation stellen.
Seit 1000 Jahren hat es solche radikale kulturelle Veränderung unseres Landes wie heute nicht gegeben.
Ein durchschnittlich weniger gebildetes Volk ist international nicht mehr wettbewerbsfähig, verarmt. Ein Volk ohne eigene tragende Werte und kulturelle Gemeinsamkeit kann nicht mehr solidarisch sein, wird zerfallen.
Und ein degeneriertes Volk, welches sich nicht mehr anstrengen will und nicht weiß, wofür es lebt, ist immer noch in der Geschichte von stärkeren Völkern überrannt worden.
e) Es gibt ein Märchen vom Hasen, der in seiner warmen Sasse einen Igel aufzunehmen bereit war, der ihn mit seinen Stacheln vom Rand bis über die Mitte der Sasse immer weiter herausdrückte und schließlich zur Flucht zwang. Ähnlich ist es mit unseren Großstädten, die Massenimmigration geht vor allem in die Großstädte, weil diese anonym sind, sie dort schon immigrierte Landsleute haben, sie die meisten Spaß- und Lustangebote bieten und das deutsche Sozialrecht den Immigranten dort Wohnung schaffen muss (gleich zu welchem Preis), wo diese leben wollen. So vollzieht sich heute bereits in den Großstädten das Märchen vom Hasen und Igel: Frauen trauen sich nicht mehr allein in die Stadt, der Mittelstand zieht in die Randlagen und Dörfer, der qualitative Einzelhandel gibt auf und Leerstände ziehen subkulturelle Einrichtungen an. Die Innenstädte veröden, verslummen, die französischen Banlieues lassen grüßen.
Wir haben also einen Teil des wertvollen Lebensraums der nächsten Generation irreparabel zerstört und ihr damit bildungspolitische, gesellschaftspolitische, kriminelle und proletarische Probleme geschaffen, die nicht nur ihren Lebensstandard senken, sondern die Existenz der Mittelschicht selbst gefährden.
Und da selbst im Crash und Zusammenbruch das ausländische Proletariat nicht in seine Heimatländer zurückkehren wird, muss es sich, wenn die üppige Sozialversorgung endet, mit Gewalt das holen, was den Immigranten versprochen, nun aber entzogen worden ist. Die nächste Generation steht durch unsere Schuld vor Verteilungskampf und Bürgerkrieg. Wir haben die nächste Generation um einen Teil ihrer Lebenschancen betrogen!
Wie die Nachkriegsgeneration ihren Vätern, wird auch die heutige Jugend ihren Eltern den Vorwurf machen: „Warum habt ihr das geschehen lassen?“.
In Ideologiezeiten zählen eben wie zur Nazi-Zeit nicht Vernunft und Nutzen, sondern die Durchsetzung der Ideologie, mag sie noch so weltfremd und schädlich sein – solange sie jedenfalls die Menschen in Angst und damit in Gehorsam hält.
Ebenso wie die Kinder der fleißigen Nachkriegsgeneration deren Erfolge genießen durften und deren Kinder – die Erbengeneration – dies noch tun, wird die vierte Generation die Minderleistung und Zerstörungen durch die derzeitige Generation büßen müssen.
In der Konjunkturtheorie gibt es nach jedem Abschwung wieder einen Aufschwung usw. Im Wettbewerb der Völker aber gibt es nach einem Abstieg keinen automatischen Wiederaufstieg, ist Wiederaufstieg sogar selten, wie die Geschichte zeigt (Persien, Ägypten, Athen, Rom, Spanien, Großbritannien).
Das Schlimme ist: ideologietrunkene und durch Immunität straffreie Politiker haben kein Schuldbewusstsein für ihre Fehler und machen deshalb weiter bis zum Untergang.
PI-NEWS-Autor Prof. Dr. Eberhard Hamer (*15. August 1932 in Mettmann) ist ein deutscher Ökonom. Sein Schwerpunkt ist die Mittelstandsökonomie. In den 1970er Jahren gründete er das privat geführte in Hannover und veröffentlichte über 20 Bücher zum Thema Mittelstand. Hamer erhielt 1986 das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Seine Kolumne erscheint einmal wöchentlich auf PI-NEWS.
Quelle:
Der Klartexter