07.02.2024, 18:53
Das Wagenknecht-Gesülze – Ein Parteiprogramm aus der Reklame-Agentur
7 Feb. 2024
Uli Gellermann hat das niegelnagelneue Programm der niegelnagelneuen Partei "Bündnis Sahra Wagenknecht – Vernunft und Gerechtigkeit" unter die Lupe genommen. Am Schluss blieben mehr Fragen als Antworten – und ein Verdacht, wer das Programm geschrieben haben könnte.
Gewogen und für zu leicht befunden? Symbolbild - Quelle: © Nikolay Shubin
Von Uli Gellermann
Das "Bündnis Sahra Wagenknecht – Vernunft und Gerechtigkeit" ist schon im Namen als höchst gefühlig zu erkennen. Denn was "Vernunft" oder "Gerechtigkeit" sein mag, erschließt sich aus dem vorliegenden Parteiprogramm kaum.
Die Zielgruppe, haben die von der Agentur, die das Programm beim Launch in der Lounge formuliert hat, gesagt, die Zielgruppe braucht es süffig. Die Oma vom Creative Director hat eine große Rolle bei der Programmfindung gespielt, denn die hat damals immer gesagt, dass früher alles besser war, also sagt die Wagenknecht-Partei das heute auch: "Das Aufstiegsversprechen der sozialen Marktwirtschaft gilt nicht mehr", so steht es im Programm. Als ob es "früher" den endlosen Aufstieg gegeben hätte, vom Pförtner zum Vorstandssprecher oder von der Sekretärin zum Sekretär.
6,2 Millionen Analphabeten
Lustig ist auch dieser Satz:
"Sie (die Bürger) haben zu Recht den Eindruck, nicht mehr in dem Land zu leben, das die Bundesrepublik einmal war."
Liebe Oma Sahra, was war sie denn? Ein Land, das über die NATO von den USA beherrscht wurde und wird, ein Land der Flaschensammler und Müll-Wühler, ein Land mit einem Bildungs-System, das 6,2 Millionen Analphabeten produzierte, ein Land, dessen Medien erfolgreich in der Gehirnwäsche tätig waren und sind.
Das Wort "Medien" gibt es nicht
Weil die Agentur von Frau Wagenknecht davon ausgeht, dass ihre potenziellen Wähler eher blöd sind, vermeidet das Parteiprogramm komplizierte Themen wie zum Beispiel die NATO. Das böse, böse Wort kommt im Programm gar nicht vor. Auch das Wort "Medien" gibt es im Text nicht. Da müsste man sich ja mit einer gesellschaftlichen Macht anlegen, die könnte dann sauer werden, und das will die Wagenknecht-Truppe nicht.
Gehen die Monopole den Bürgern an die Wäsche?
Stattdessen erfindet das Programm eine neue gesellschaftliche Kategorie: die "übergriffigen Digitalmonopolisten". Übergriffig? Gehen die Monopole den Bürgern an die Wäsche? Gibt es auch liebe Monopole? Tante Sahra macht sich echt Sorgen. Denn Deutschland ist "für ein führendes Industrieland (in einer) blamablen Verfassung", ist im Text zu lesen. Ja, früher, da hat Deutschland noch "geführt".
Nein, man meint nicht den "Führer", aber was meint man denn? Die Zeit, als das Land noch Exportweltmeister war? Oder als es Fußballweltmeister war? Berti Vogts lebt noch. Der war nicht nur mal Weltmeister, sondern analysierte einst, dass das "Spielfeld zu lang" sei. Das kommt ziemlich nah an die Analyse-Qualität des Wagenknecht-Bündnisses heran.
Dürfen die Chinesen selbstbewusst werden?
So zum Beispiel, wenn im Text von einem "immer selbstbewusster formierenden, neuen Machtblock um China und Russland" die Rede ist. Dürfen die das denn, die Russen und Chinesen, immer "selbstbewusster" werden? Ja, früher, als Sarahs Oma die 50er-Jahre erlebt hat, da gab es noch den Ost- und den Westblock. Jetzt ist der Ostblock irgendwie weg. Wer hat denn bloß das Spielfeld verlängert?
Zur Corona-Impferei kein Wort
Das böse Wort "Corona" gibt es im Wagenknecht-Programm auch nicht. Wahrscheinlich, weil Amira Mohamed Ali, die Co-Vorsitzende des Bündnisses, sich heftig für die schädliche Corona-Impferei ausgesprochen hatte. Dazu ist der Werbeagentur einfach nichts eingefallen.
USA ist ein anstößiges Wort
Der Begriff "USA" ist auch so ein anstößiges Wort, hat die Agentur gemeint. Weil die USA aber so groß sind und irgendwie mit Deutschland zu tun haben, muss man sie ja irgendwie erwähnen. Und dann kommt dieser Satz raus:
"Eine Militärallianz, deren Führungsmacht in den zurückliegenden Jahren fünf Länder völkerrechtswidrig überfallen und in diesen Kriegen mehr als eine Million Menschen getötet hat, schürt Bedrohungsgefühle und Abwehrreaktionen und trägt so zu globaler Instabilität bei."
Nicht mal mehr Sülze zu Gaza
So eine böse Macht! Die "schürt" Gefühle! Darf die das denn? Und dann ist sie auch noch in einer No-Name-Militär-Allianz, die Führungsmacht. Wie mag die wohl heißen? – Da quillt die Sülze aus dem Wagenknecht-Programm über den Rand hinaus und kontaminiert das politische Vorhaben bis zur Verblödung. Für den israelischen Krieg in Gaza war nicht mal mehr Sülze übrig.
Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß
"Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß", hatte die Oma vom Creative Director immer gesagt. Da hält sich das Bündnis lieber raus. Dass in Gaza Kinder ermordet werden, dass dort Hunger und Krankheit regieren, will Sahra Waagenknecht nicht wissen, und ihre Wähler sollen mit solch harten Fakten nicht belästigt werden. Das Bündnis will im Schlafwagen an die parlamentarische Macht. Gute Nacht, Sahra.
Uli Gellermann ist Filmemacher und Journalist. Seine Erfahrungen mit den öffentlich-rechtlichen Sendern begründen seine Medienkritik. Er ist Betreiber der Internetseite . Der Beitrag wurde zuerst am 5. Februar 2024 auf veröffentlicht.
Quelle:
"Wenn Unrecht Gesetz wird,wird Rebellion Pflicht."
Der Klartexter
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