20.12.2024, 13:23
Heizungsprotest wird zum britischen Weihnachtshit
19 Dez. 2024
Der diesjährige britische Weihnachtshit ist eigentlich ein gesungener Sozialprotest. "Frieren an diesen Weihnachten", gesungen von "Sir Starmer und die Großmutterschädiger". Aber die großen Sender weigern sich, den Song zu spielen.
Screenshot aus dem Video von "Freezing this Christmas"
Noch weigern sich die großen Sender, dieses Stück zu spielen, aber es bereits die Download-Charts im Internet an – das satirische "Frieren an diesen Weihnachten", vorgetragen von "Sir Starmer und die Großmutterschädiger".
Der Sänger Dean Ager, 51, trägt in bester Crooner-Tradition einen Text vor, der die britische Regierung und insbesondere Ministerpräsident Keir Starmer wegen der massiv gekürzten Heizungsbeihilfen für Rentner angreift. Das Video zum Song ist komplett in Schwarzweiß gehalten und zeigt nur Rentner, die sich die Hände reiben oder in Decken gehüllt sind.
Schon die Einleitung des Videos ist deutlich:
"Im Vereinigten Königreich werden diesen Winter bis zu 4.000 Rentner wegen der Kälte sterben."
Und der Text ist entsprechend:
"Es wird diese Weihnachten frieren, während Keir Starmer es warm hat.
Und sie sagte mir, dass sie nicht vor Mittag aus dem Bett kommt,
weil sie die Heizung nicht anstellen will.
Jedes Mal erinnere ich mich daran, ich habe mein ganzes Leben Steuern gezahlt,
ich weine, wenn ich mich frage: Werde ich es schaffen, wird es meine Frau?
Und alles, was ich sehe, sind fremde Kriege und offene Türen.
Frohe Weihnachten, Keir, ich hoffe, du kannst nachts gut schlafen."
In Großbritannien ist Heizungsarmut schon seit Jahren ein politisches Thema; große Wohlfahrtsorganisationen wie Oxfam berichten darüber. Labour-Premierminister Starmer hat, entgegen der Wahlzusagen, die Kriterien für die Zahlung von Heizungszuschüssen an arme Rentner verschärft, während gleichzeitig die Kosten für Strom und Heizmaterial weiter gestiegen sind. Als Grund dafür nannte er das Ziel eines ausgeglichenen Haushalts. Die britischen Zahlungen für die Ukraine wurden davon jedoch nicht tangiert.
"Erinnert ihr euch an letztes Jahr, als Rishi hier war?
Wir hatten gedacht, dass es nie vorbeigeht.
Und ich erinnere mich, wie ich dich damals angesehen habe
Und ich erinnere mich, dass ich dachte, nächstes Weihnachten wird es weniger schlimm.
Aber für uns, Liebling, ist es dieses Jahr sogar schlimmer."
Die BBC ist eine der Sendeanstalten, die sich weigern, das Stück zu spielen. Allerdings gibt es mittlerweile politischen Druck von konservativen Abgeordneten. Die Erlöse des Stücks gehen an die Wohlfahrtsorganisation Age UK (mit einem bisherigen Erlös von 15.000 britischen Pfund), weshalb auch Sänger Dean Ager die blockierenden Sender angreift:
"Wenn es nicht gespielt wird, bringt es weniger Geld ein, und diese Botschaft sollte nicht blockiert werden."
Er deutete aber auch auf einen Ausweg für die Labour-Regierung:
"Es gibt so viele Leute da draußen, die leiden, weil Labour die Hilfen weggenommen hat. Sie sollten das rückgängig machen – wir alle machen Fehler."
Der Autor des Songs, Chris Middleton, in einem Interview, er habe einfach ein Video gemacht und nie damit gerechnet, dass dieses Stück eine Nummer Eins wird. "Ich werde so etwas wie ein One-Hit-Wonder bleiben", meinte er. Allerdings seien bereits Farmer an ihn herangetreten, ob er nicht über ihre Probleme auch ein Stück schreiben könne. Middletons eigentlicher Beruf ist Marketing, und er wollte schlicht etwas Geld für Hilfsorganisationen einnehmen.
Der bekannteste Fall eines Musikstücks, das die BBC nicht spielen wollte, war vor fast fünfzig Jahren "Anarchy in the UK" von den Sex Pistols. Auch da erwies sich die Blockade relativ schnell als nutzlos. Aber während es damals, zu Zeiten eines funktionierenden Sozialstaats, der Angriff auf den gepflegten Mythos des britischen Königshauses war, der die Zensur auslöste, ist es heute die Darstellung des realen sozialen Elends.
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Quelle:
"Wenn Unrecht Gesetz wird,wird Rebellion Pflicht."
Der Klartexter
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