29.03.2024, 19:04
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 29.03.2024, 19:08 von Klartexter.)
Wegen Baerbock und Hofreiter: Gründungsmitglied verlässt die Grünen
29 Mär. 2024
Der emeritierte Psychologieprofessor Ulfried Geuter war 45 Jahre Mitglied der Grünen. Nun trat er aus Protest gegen den von Annalena Baerbock und Anton Hofreiter bestimmten Kriegskurs aus der Partei aus.
Anton Hofreiter und Annalena Baerbock (beide Bündnis 90/Die Grünen) bei der Unterzeichnung des Koalitionsvertrages von SPD, Grünen und FDP im Herbst 2021 - Quelle: © Kay Nietfeld/dpa
Ulfried Geuter, der vor Jahrzehnten die Partei "Die Grünen" in Deutschland mitgegründet hatte, ist bereits in der vergangenen Woche aus ihr ausgetreten. In einem am 18. März im "Blog der Republik" veröffentlichten begründet der emeritierte Professor für Psychologie an der Universität Marburg seinen Schritt mit dem in der Partei verloren gegangenen Pazifismus. Die "Abkehr der Grünen von den Wurzeln in der Friedensbewegung und die Wende hin zu einer gefährlichen 'olivgrünen' Verirrung" möchte er nicht länger mittragen:
"Ich war einmal froh und stolz, ein Grüner zu sein. (...) Heute, wo Anton Hofreiter und Annalena Baerbock das Wort in der grünen Außen- und Sicherheitspolitik führen, kann ich es nicht mehr."
Zu hadern scheint der Psychologe vor allem mit der Ukraine-Politik der "grünen Außenministerin", der er unter anderem vorwirft, den ukrainischen Botschafter nach seinen beleidigenden Äußerungen gegen den Bundespräsidenten und den Bundeskanzler nicht ins Auswärtige Amt einbestellt zu haben. Gemeint ist Andrei Melnyk, den Geuter als jemanden umschreibt, der "einen Politiker verehrt, dessen Organisation sich im Zweiten Weltkrieg an der Seite der Wehrmacht an Pogromen gegen die jüdische Bevölkerung in der Ukraine beteiligte."
Geuter kritisiert weiter, dass es nicht mehr oberstes Ziel grüner Außenpolitik sei, Kriege zu beenden und Leid zu vermeiden. Jetzt kenne sie "nur eine Richtung": immer mehr und schlagkräftigere Waffen zu liefern, um dann eventuell "mit dem Colt auf dem Tisch" verhandeln zu können.
Den letzten Ausschlag für den Parteiaustritt habe die "Attacke von Anton Hofreiter gegen die vernünftige Politik von Olaf Scholz" gegeben, keine Taurus-Raketen in die Ukraine liefern zu wollen, schreibt der Alt-Grüne. Die Politik, der Ukraine immer mehr Waffen zu überlassen, berge aber die Gefahr einer Eskalation bis hin zu einem großen Krieg, bei dem es in Europa keine Sieger geben werde, warnt Geuter.
Grüne Außenpolitik beharre darauf, die westliche Hegemonie zu verteidigen, schreibt er weiter. Wenn der Westen nicht bereit sei anzuerkennen, dass die Welt multipolar geworden ist, und stattdessen mit moralischen, wirtschaftlichen und militärischen Mitteln weiterhin um diese Vormacht kämpfe, müsse er "damit rechnen, dass die Weltordnung in einem großen Dritten Weltkrieg verändert wird, so wie die Dominanz Europas und Japans durch den Zweiten Weltkrieg gebrochen wurde."
Geuter war am 5. Oktober 1978 beim Gründungstreffen der "Alternativen Liste für Demokratie und Umweltschutz" dabei, die 1980 in die neu gegründeten Grünen überging. Er war damals Grünen-Mitglied geworden. "Länger als ich kann man also nicht Mitglied der Grünen sein", erinnert er in seinem Austrittsschreiben.
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