03.02.2020, 14:43
Ärzte wurden zum Schweigen gebracht
02.02.2020 | 21:45
Reisende tragen an einem Bahnhof in Peking Mundschutz. dpa/-/kyodo/dpa
Zehn mit dem Coronavirus-Infizierte gibt es bereits in Deutschland, mehr als 14.300 Infizierte sind es in China, mehr als 300 Menschen sind gestorben. Mehrere Länder haben inzwischen ihre Einreisebestimmungen verschärft, am Sonntag wurde mit Wenzhou an der Ostküste Chinas eine weitere Millionenstadt abgeriegelt. Ein Artikel der "New York Times" erhebt derweil schwere Vorwürfe: Die chinesische Regierung soll den Coronavirus wochenlang vertuscht haben.
Ende Dezember berichteten Ärzte im chinesischen Wuhan bereits vom Ausbruch eines neuartigen Virus, doch sie wurden zum Schweigen gebracht. So die Vorwürfe eines Artikels in der "New York Times". Der Arzt eines Krankenhauses in Wuhan habe in einem Chat mit Ärzte-Kollegen am 30. Dezember von dem neuen Virus und sieben Patienten berichtet. Er wollte seine Kollegen warnen: Die Betroffenen seien "in der Notaufnahme unter Quarantäne gestellt" worden, schrieb der Arzt. "So beängstigend", antworte einer der Chatgruppen-Mitglieder und fragte dann nach der Epidemie von 2002. "Kommt SARS wieder?". 800 Menschen waren bei Ausbruch des Virus gestorben.
Medizinisches Personal in Schutzanzügen verlegt einen Coronavirus-Patienten in eine Isolierstation des Zweiten Volkskrankenhauses in der zentralchinesischen Provinz Anhui. dpa/Uncredited/CHINATOPIX/AP/dpa
Eine Antwort auf diese Frage wurde nicht mehr gegeben. Kurz nach dem Chat, soll der Arzt mitten in der Nacht vom Gesundheitsamt angerufen worden sein. Die Behörde wollte wissen, warum er die Informationen über das Virus verbreitet habe. Drei Tage später soll der Arzt von der Polizei gezwungen worden sein, eine Erklärung zu unterschreiben, in der er angab, Informationen über den Virus zu verbreiten sei "illegales Verhalten".
Die Behörden versuchten, die Krankheit zu verharmlosen
Doch das Gesundheitsamt von Wuhan geriet unter Druck. Schließlich gab man Anfang Januar zu, dass 27 Menschen an einer unbekannten Lungenentzündung erkrankt seien. Aber es bestehe kein Grund zur Beunruhigung, hieß es in der Stellungnahme. "Die Krankheit ist vermeidbar und kontrollierbar". Gegen acht Personen ermittelte die Polizei zu diesem Zeitpunkt aufgrund der Verbreitung von Gerüchten über den Ausbruch.
"Der anfängliche Umgang der Regierung mit der Epidemie ermöglichte es dem Virus, sich hartnäckig zu halten", schreiben die "New York Times"-Autoren. Um öffentliche Panik und politische Peinlichkeiten zu vermeiden, entschied man sich in kritischen Momenten, die Krise geheim zu halten.
Die "New York Times"-Autoren haben die sieben Wochen seit dem Auftreten erster Symptome Anfang Dezember und der Entscheidung, Wuhan abzuriegeln, rekonstruiert und dafür Interviews mit Bürgern, Ärzten und Beamten der Stadt geführt, sowie Regierungserklärungen und chinesische Medienberichte analysiert. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine "konzertierte Offensive" gegen den Coronavirus verzögert wurde.
Xi äußerte sich erst öffentlich, als es einen Infizierten außerhalb des Landes gab
Im Dezember gab es also bereits Meldungen über den Ausbruch des Coronavirus, aber erst Mitte Januar äußerte sich der chinesische Präsident Xi Jinping öffentlich über den Ausbruch der Krankheit. Und das erst, als am 13. Januar Thailand den ersten Infizierten außerhalb Chinas meldete. Erst zehn Tage später, am 23. Januar, wurde die Großstadt Wuhan abgeriegelt.
Mediziner messen am Flughafen von Neu-Delhi die Körpertemperatur von indischen Staatsangehörigen, die aus Wuhan zurückgeholt worden sind. dpa/ITBP/PTI/dpa
Der Markt, auf dem das Coronavirus ausgebrochen war, wurde lokalen Beamten zufolge zwar am 1. Januar hygienisch gesäubert und geschlossen. Allerdings hieß es zu diesem Zeitpunkt weiterhin, dass es keine Anzeichen dafür gebe, dass der Virus auch von Mensch zu Mensch übertragen werden könnte. Stattdessen sei der Virus an seiner Quelle zwar gestoppt worden - der Handel mit Wildtieren blieb weiterhin erlaubt.
Ähnliches wurde auch lange von der Gesundheitskommission Wuhans propagiert. Immer wieder hieß es, es gebe keine Neuinfektionen und keinen Nachweis für eine Mensch-zu-Mensch-Übertragung. Auch die Weltgesundheitsorganisation verließ sich auf die Richtigkeit dieser Angaben. Erst Ende Januar rief sie schließlich den internationalen Notstand aus.
Die Bürger Wuhans waren ahnungslos - und konnten sich nicht schützen
Mehrere Wochen lang versuchten die Behörden, die Krankheit zu vertuschen und kleinzureden. Eine verheerende Entscheidung für den weiteren Verlauf der Ausbreitung, wie die "New York Times" weiter berichtet. Die Bürger Wuhans, in der der Virus seinen Ursprung hat, schützten sich nicht, der Virus verbreitete sich ungehindert weiter. Und selbst als sich immer mehr Menschen mit der unbekannten Lungenkrankheit infizierten, waren die Behörden darauf bedacht, den Ausbruch herunterzuspielen.
Helfer in Schutzanzügen transportieren in Wuhan die Leiche einer Person, die vermutlich aufgrund des Coronavirus gestorben ist, aus einem Wohnhaus. Die Zahl der Todesopfer der Lungenkrankheit in China ist auf 304 gestiegen. dpa/Uncredited/CHINATOPIX/AP/dpa
Auch Lokalpolitiker verharmlosten den Ausbruch lange. Später entschuldigte sich der Bürgermeister Wuhans, Zhou Xianwang, für das Verhalten. Er habe keine Epidemie melden dürfen, laut Gesetz dürfe er das nur mit der Erlaubnis der Zentralregierung. Erst nach Xi Jinpings Rede gab es Anweisungen an die lokalen Behörden.
Durch das Vertuschen und Verzögern verlor die chinesische Regierung nach Ansicht von Gesundheitsexperten die Chance, die Krankheit nicht zu einer Epidemie werden zu lassen, urteilen die "New York Times"-Autoren. Und jetzt ist der Coronavirus zu einem globalen Gesundheitsnotfall geworden.
So leben die Wuhan-Rückkehrer in der Corona-Virus-Quarantäne in Germersheim
https://videos3.focus.de/binary/2020/2/1...305683.mp4
So leben die Wuhan-Rückkehrer in der Corona-Virus-Quarantäne in Germersheim
Quelle: https://amp.focus.de/politik/aerzte-wurd...20560.html
02.02.2020 | 21:45
Reisende tragen an einem Bahnhof in Peking Mundschutz. dpa/-/kyodo/dpa
Zehn mit dem Coronavirus-Infizierte gibt es bereits in Deutschland, mehr als 14.300 Infizierte sind es in China, mehr als 300 Menschen sind gestorben. Mehrere Länder haben inzwischen ihre Einreisebestimmungen verschärft, am Sonntag wurde mit Wenzhou an der Ostküste Chinas eine weitere Millionenstadt abgeriegelt. Ein Artikel der "New York Times" erhebt derweil schwere Vorwürfe: Die chinesische Regierung soll den Coronavirus wochenlang vertuscht haben.
Ende Dezember berichteten Ärzte im chinesischen Wuhan bereits vom Ausbruch eines neuartigen Virus, doch sie wurden zum Schweigen gebracht. So die Vorwürfe eines Artikels in der "New York Times". Der Arzt eines Krankenhauses in Wuhan habe in einem Chat mit Ärzte-Kollegen am 30. Dezember von dem neuen Virus und sieben Patienten berichtet. Er wollte seine Kollegen warnen: Die Betroffenen seien "in der Notaufnahme unter Quarantäne gestellt" worden, schrieb der Arzt. "So beängstigend", antworte einer der Chatgruppen-Mitglieder und fragte dann nach der Epidemie von 2002. "Kommt SARS wieder?". 800 Menschen waren bei Ausbruch des Virus gestorben.
Medizinisches Personal in Schutzanzügen verlegt einen Coronavirus-Patienten in eine Isolierstation des Zweiten Volkskrankenhauses in der zentralchinesischen Provinz Anhui. dpa/Uncredited/CHINATOPIX/AP/dpa
Eine Antwort auf diese Frage wurde nicht mehr gegeben. Kurz nach dem Chat, soll der Arzt mitten in der Nacht vom Gesundheitsamt angerufen worden sein. Die Behörde wollte wissen, warum er die Informationen über das Virus verbreitet habe. Drei Tage später soll der Arzt von der Polizei gezwungen worden sein, eine Erklärung zu unterschreiben, in der er angab, Informationen über den Virus zu verbreiten sei "illegales Verhalten".
Die Behörden versuchten, die Krankheit zu verharmlosen
Doch das Gesundheitsamt von Wuhan geriet unter Druck. Schließlich gab man Anfang Januar zu, dass 27 Menschen an einer unbekannten Lungenentzündung erkrankt seien. Aber es bestehe kein Grund zur Beunruhigung, hieß es in der Stellungnahme. "Die Krankheit ist vermeidbar und kontrollierbar". Gegen acht Personen ermittelte die Polizei zu diesem Zeitpunkt aufgrund der Verbreitung von Gerüchten über den Ausbruch.
"Der anfängliche Umgang der Regierung mit der Epidemie ermöglichte es dem Virus, sich hartnäckig zu halten", schreiben die "New York Times"-Autoren. Um öffentliche Panik und politische Peinlichkeiten zu vermeiden, entschied man sich in kritischen Momenten, die Krise geheim zu halten.
Die "New York Times"-Autoren haben die sieben Wochen seit dem Auftreten erster Symptome Anfang Dezember und der Entscheidung, Wuhan abzuriegeln, rekonstruiert und dafür Interviews mit Bürgern, Ärzten und Beamten der Stadt geführt, sowie Regierungserklärungen und chinesische Medienberichte analysiert. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine "konzertierte Offensive" gegen den Coronavirus verzögert wurde.
Xi äußerte sich erst öffentlich, als es einen Infizierten außerhalb des Landes gab
Im Dezember gab es also bereits Meldungen über den Ausbruch des Coronavirus, aber erst Mitte Januar äußerte sich der chinesische Präsident Xi Jinping öffentlich über den Ausbruch der Krankheit. Und das erst, als am 13. Januar Thailand den ersten Infizierten außerhalb Chinas meldete. Erst zehn Tage später, am 23. Januar, wurde die Großstadt Wuhan abgeriegelt.
Mediziner messen am Flughafen von Neu-Delhi die Körpertemperatur von indischen Staatsangehörigen, die aus Wuhan zurückgeholt worden sind. dpa/ITBP/PTI/dpa
Der Markt, auf dem das Coronavirus ausgebrochen war, wurde lokalen Beamten zufolge zwar am 1. Januar hygienisch gesäubert und geschlossen. Allerdings hieß es zu diesem Zeitpunkt weiterhin, dass es keine Anzeichen dafür gebe, dass der Virus auch von Mensch zu Mensch übertragen werden könnte. Stattdessen sei der Virus an seiner Quelle zwar gestoppt worden - der Handel mit Wildtieren blieb weiterhin erlaubt.
Ähnliches wurde auch lange von der Gesundheitskommission Wuhans propagiert. Immer wieder hieß es, es gebe keine Neuinfektionen und keinen Nachweis für eine Mensch-zu-Mensch-Übertragung. Auch die Weltgesundheitsorganisation verließ sich auf die Richtigkeit dieser Angaben. Erst Ende Januar rief sie schließlich den internationalen Notstand aus.
Die Bürger Wuhans waren ahnungslos - und konnten sich nicht schützen
Mehrere Wochen lang versuchten die Behörden, die Krankheit zu vertuschen und kleinzureden. Eine verheerende Entscheidung für den weiteren Verlauf der Ausbreitung, wie die "New York Times" weiter berichtet. Die Bürger Wuhans, in der der Virus seinen Ursprung hat, schützten sich nicht, der Virus verbreitete sich ungehindert weiter. Und selbst als sich immer mehr Menschen mit der unbekannten Lungenkrankheit infizierten, waren die Behörden darauf bedacht, den Ausbruch herunterzuspielen.
Helfer in Schutzanzügen transportieren in Wuhan die Leiche einer Person, die vermutlich aufgrund des Coronavirus gestorben ist, aus einem Wohnhaus. Die Zahl der Todesopfer der Lungenkrankheit in China ist auf 304 gestiegen. dpa/Uncredited/CHINATOPIX/AP/dpa
Auch Lokalpolitiker verharmlosten den Ausbruch lange. Später entschuldigte sich der Bürgermeister Wuhans, Zhou Xianwang, für das Verhalten. Er habe keine Epidemie melden dürfen, laut Gesetz dürfe er das nur mit der Erlaubnis der Zentralregierung. Erst nach Xi Jinpings Rede gab es Anweisungen an die lokalen Behörden.
Durch das Vertuschen und Verzögern verlor die chinesische Regierung nach Ansicht von Gesundheitsexperten die Chance, die Krankheit nicht zu einer Epidemie werden zu lassen, urteilen die "New York Times"-Autoren. Und jetzt ist der Coronavirus zu einem globalen Gesundheitsnotfall geworden.
So leben die Wuhan-Rückkehrer in der Corona-Virus-Quarantäne in Germersheim
https://videos3.focus.de/binary/2020/2/1...305683.mp4
So leben die Wuhan-Rückkehrer in der Corona-Virus-Quarantäne in Germersheim
Quelle: https://amp.focus.de/politik/aerzte-wurd...20560.html
"Wenn Unrecht Gesetz wird,wird Rebellion Pflicht."
Der Klartexter
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