Als Lauterbach um 10:11 Uhr das Wort ergreift, versucht er, den Unmut der Belegschaft aufzunehmen, aber so richtig gelingt es ihm nicht. »Wir haben den größten Anteil unserer im Koalitionsvertrag angegebenen Ziele angefangen. Wir arbeiten in hohem Tempo, in hoher Taktung«, sagt er. »Ohne Ihren Einsatz wäre es nicht möglich gewesen.«
Sitz des Bundesgesundheitsministeriums in Berlin -
Foto: Sean Gallup/ Getty Images
Lauterbach betont, wie dringlich die Aufgaben des Hauses seien: »Wir können die Überlastung der Pflegekräfte nicht zulassen. Wir können die Energiepreise nicht steigen lassen. Wir können die Pandemie nicht unbewältigt lassen!«, ruft er ihnen entgegen. Der Tenor: Erst kommt die Arbeit, dann die eigene Befindlichkeit.
»Wir haben eine starke Belastung zu schultern«, sagt der Sozialdemokrat, die Ergebnisse der Umfrage hätten ihn deshalb nicht überrascht. Auch in anderen Ministerien werde hart gearbeitet. Im Wirtschafts- oder Finanzministerium sei die Belastung extrem, ebenso im Kanzleramt. Er will die Stimmung mit einem Witz auflockern. »Sie wissen, ich esse salzlos und vegetarisch, aber bislang gibt es das in der Kantine nicht. Es wäre schön, wenn der Minister mal etwas zu essen bekäme in der Mittagszeit.«
Doch sein Publikum ist nicht zu Scherzen aufgelegt. Eine zentrale Kritik gilt Lauterbachs Kommunikationsverhalten. »Werden Sie mehr mit den Kolleginnen und Kollegen sprechen?«, fragt eine Frau. »Sie sagen, Sie wären ein Rückspracheminister. Den Eindruck haben die Leute nicht.«
»Massive inhaltliche Verständigungsprobleme«
Gleichstellungsbeauftragte Birgit Mohns
Lauterbach entgegnet, er halte »im Vergleich zu anderen« andauernd Rücksprache mit den Abteilungsleitern. Die Gesetze würden »auch von mir inhaltlich gut durchdrungen«, das beschleunige die Verfahren. Viele dieser Runden mit Abteilungsleitern würden aber nicht nach unten weitergegeben, sagt der Minister.
Die Kritik prallt an Lauterbach offenbar ab. Es sei eben manchmal so, dass Mitarbeitende in Fachabteilungen solche Details zeitgleich mit oder aus der Presse erführen, sagt der Minister. »Wir arbeiten mit kurzen Fristen.« Eine Leitungsvorlage, die ihn erreiche, dürfe nicht länger als 24 Stunden liegen, er entscheide noch am selben Tag.
Lauterbach beteuert, er lege Wert darauf, für alle ansprechbar zu sein, unabhängig von der Hierarchie. Das sei in der Vergangenheit anders gewesen. »Das, was Sie empfinden und was die Kollegen empfinden, geht auseinander«, antwortet eine Mitarbeiterin.
Nach knapp eineinhalb Stunden verabschiedet sich Lauterbach mit den Worten: »Ich glaube, wir verstehen uns hier und sollten uns auch als Team verstehen. Wir können hier wirklich nur als Team miteinander klarkommen. Ich freue mich auf die gute Zusammenarbeit in der Zukunft.«
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