Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt die vierte Impfung unterdessen nur für Über-70-Jährige. Auch in diesem Zusammenhang gibt es jetzt teils heftige Kritik an dem Plan von Lauterbach und Buschmann. Der Virologe Hendrik Streeck sagte der Bild am Donnerstag, es könne „nicht die Lösung sein, sich dauerhaft impfen zu lassen“. Die Stiko habe hier„sehr klare Empfehlungen abgegeben“. Streeck sagte weiter, dass Menschen sich impfen lassen sollten, wenn „sie das Risiko für einen schweren Verlauf verringern wollen“ und „nicht in der Hoffnung, mehr Freiheiten zu bekommen“.
Scharfe Kritik kommt auch von der CDU. Tino Sorge ist Mitglied im Gesundheitsausschuss des Deutschen Bundestages, zudem ist Sorge gesundheitspolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Er sagte der Bild am Donnerstag, die geplanten Regelungen stünden „im krassen Widerspruch zu den geltenden Stiko-Empfehlungen“.
Sorge kritisiert, dass Dreifach-Geimpfte „faktisch noch zu einer Viert- oder gar Fünftimpfung gedrängt“ würden. Und äußert eine brisante Vermutung. Sorge zur Bild: „Man könnte fast vermuten, dies soll Karl Lauterbach dabei helfen, seine übervollen Impfstofflager zu leeren.“
Der Vorsitzende des Hausärzteverbandes, Ulrich Weigeldt, sagt der Rheinischen Post dazu: „Wenn bei der Maskenpflicht beispielsweise danach differenziert werden soll, ob die letzte Impfung drei oder vier Monate zurückliegt, dann frage ich mich, wie das im Alltag funktionieren soll. Dass solche Regelungen nicht zur Akzeptanz in der Bevölkerung beitragen werden, ist offensichtlich.“
Andreas Gassen, Chef der Kassenärzte, sagte dazu: „Menschen über derartige Regularien ohne wissenschaftliche Grundlage quasi zu immer neuen Boosterimpfungen zu zwingen, wäre unärztlich.“ Und weiter: „Dieser Regelungsvorschlag aus dem neuen Infektionsschutzgesetz muss geändert werden.“
Karl Lauterbach hatte zu dem von ihm entworfenen Regelwerk mitgeteilt: „Die Regeln mögen nicht jedem gefallen. Aber wir werden sie leider brauchen.“