01.03.2025, 19:52
Die deutsche Linke und das pinkelnde Kind auf ihrem Grab
1 Feb. 2025
Warum stellen sich deutsche Linke in beträchtlicher Zahl auf die Seite der NATO-Kriegstreiber und des westlichen Imperialismus? Einen Erklärungsversuch formulierte diese Woche Leo Ensel, unser Autor aber meint: Die Linken sind intellektuell verwahrlost, denn für all das muss man schon sehr dumm sein.
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Carola Rackete, Spitzenkandidatin der Linkspartei für die Europawahl 2024, spricht zum Auftakt der Wahlkampfphase, 26. April 2024, Berlin - Quelle: © Sebastian Christoph Gollnow/dpa
Von Alexej Danckwardt
Manchmal spülen einem Leserzuschriften doch Interessantes in den Briefkasten. So fand sich diese Woche darin der Link zu einem Artikel auf der Schweizer Plattform Globalbridge, der sich, wie ich auch, über den derzeitigen Zustand der deutschen Linken verwundert die Augen reibt.
Unter dem Titel " " versucht da eine Erklärung, warum sich große Teile dieser Partei den Kiewer Faschisten und NATO-Kriegstreibern anschlossen, für Waffenlieferungen und Aufrüstung werben und einem Hass auf Russen und Russland frönen, der dem von Goebbels und Himmler in nichts nachsteht.
Intellektuelle Verwahrlosung: Wenn sich Kriegstreiber für Liebknechts halten
Ensel erklärt es damit, dass die Mainstream-Propaganda geschickt klassisch linke Denkmuster nutzte, indem sie Russland als ein imperiales Monster zeichnete, das kleinere Völker im Inneren unterdrückt und im Äußeren zu unterwerfen versucht. Dies ermögliche es jenen Kriegstreiber-"Linken", sich in der antimilitaristischen Tradition von Karl Liebknecht und in den Fußstapfen antikolonialer Freiheitskämpfer wie Ernesto Che Guevara zu wähnen.
Natürlich ist dieser kolossale Irrtum überhaupt nur möglich – dieser Aspekt gerät bei Ensel leider zu kurz – durch das fast vollständige Zusammenbrechen marxistischer politischer Bildung und durch intellektuelle Verwahrlosung der Linken. Bürgerliche Propaganda kann nur wirken, wenn Mainstream-Narrative völlig kritiklos konsumiert werden, wenn ihr Konsument nicht einmal in der Lage ist, sie auf elementare Logik und Widerspruchsfreiheit zu überprüfen.
So liegt es eigentlich auf der Hand, dass die historische Leistung von Karl Liebknecht darin bestand, sich gegen den Imperialismus des eigenen Staates, den deutschen Imperialismus also, zu wenden. Gegen tatsächlichen oder vermeintlichen fremden Imperialismus – den russischen, französischen, britischen – war ja gerade die Mehrheit der deutschen Sozialdemokraten, die sich auf den "Burgfrieden" mit dem Kaiser einließ und damit den sinnlosesten Krieg der Menschheitsgeschichte, jenen Ersten Weltkrieg mit seinen Millionen Kriegstoten, überhaupt erst möglich machte. Deshalb schimpfte Lenin sie auch "Landesverteidiger".
Die Idee Lenins, Liebknechts und der 37 Verfasser des Zimmerwalder Manifests bestand dagegen darin, dass der Weltkrieg dann unmöglich wird, wenn das Proletariat eines jeden Landes gegen seine eigenen Kriegstreiber kämpft, nicht an deren Seite gegen fremde.
Sie sehen den Wald vor lauter Bäumen nicht
Was haben also deutsche Linke, die gegen einen angeblichen "russischen Imperialismus" kämpfen wollen, mit Karl Liebknecht gemeinsam? Nichts! Sie sind die Ideennachfolger und geistigen Nachfahren der "Landesverteidiger" und "Burgfriedler" von 1914. Und ich meine nicht, dass dies so schwierige Gedankengänge sind, dass sie ein durchschnittlich intelligenter Mensch nicht in Eigenleistung schafft.
Es ist auch nicht so, dass der "Feind im eigenen Land" dieses Mal schwieriger zu erkennen wäre als vor 110 Jahren. Trotz aller EU-Imagewerbung müsste ein Linker, dem eine grundsätzliche Skepsis gegenüber dem Wirken des Kapitals ja in die Wiege gelegt sein sollte, erkennen, dass das Expansionsstreben von EU und NATO imperialistischen Charakter hat. Was bitte sonst wollen beide in der Ukraine, außer sich ihre Ressourcen und Märkte sowie die Arbeitskraft ihrer Bewohner anzueignen? Die EU – ein Wohltätigkeitsverein? Wenn man letzterer Meinung ist, hat man in einer kapitalismusskeptischen Partei nichts zu suchen.
Aber wenigstens am Expansionsstreben der NATO sollte auch dem letzten EU-Verblendeten mit unterdurchschnittlichem IQ klar werden: Es gibt schlicht keine andere logisch stimmige Erklärung für das sture und erbarmungslose Vorrücken der NATO in den Osten, als dass da ein Eroberungsfeldzug gegen Russland vorbereitet wird. Mindestens, dass sich die NATO in eine Ausgangsstellung bringen will, von der Hitler 1941 nur träumen konnte: In eine strategische Konstellation, in der Russland nicht mehr zu verteidigen ist und gezwungen, seine Reichtümer gänzlich (und nicht wie bisher nur anteilig) dem westlichen Kapital zu überlassen.
"Imperialistisches Russland": Sie lesen Lenin und begreifen nichts
Eine Antwort auf die Frage, ob Russland selbst ein imperialistischer Akteur ist, bedarf gewisser Kenntnisse der Imperialismus-Theorie. Man muss zumindest Lenins Grundlagenwerk "Der Imperialismus als höchstes (letztes) Stadium des Kapitalismus" gelesen haben und intellektuell in der Lage sein, von den auf die damalige Zeit bezogenen Schlussfolgerungen zu abstrahieren. Keine Ahnung übrigens, wie Leo Ensel bei der Erwähnung von Uljanow-Lenin auf die Idee kommt, dieser hätte seine Zustimmung zu einem Weltkrieg nicht verweigert, wenn er von Antiimperialisten angestoßen worden wäre. Wenn es nicht sarkastisch gemeint ist, ist es ein Tiefpunkt und eine Verleumdung. Lenin war Kriegsgegner und überzeugt, dass jede Nation bei sich zu Hause mit den Kriegstreibern aufräumen sollte – dazu war das Proletariat aufgerufen.
Nur weil Lenin das Russland des Jahres 1913 im Imperialismus angekommen sah (überaus fragwürdig und eher der politischen Agenda des ansonsten großen Theoretikers geschuldet), heißt es nicht, dass sich das automatisch auf die heutige Zeit übertragen lässt. Das Gesetz "einmal imperialistisch – immer imperialistisch" gibt es nicht, zumal im Fall Russlands auch noch 70 Jahre sozialistischer Entwicklung und anschließenden Verspeisens durch das westliche Kapital Zäsuren bilden.
Imperialistisch ist ein Land im Sinne der marxistischen Lehre nicht deshalb, weil es groß (dann wäre Indien imperialistisch) oder ein Vielvölkerstaat (dann wäre es die Schweiz) ist, sondern wenn das nationale Kapital eine Entwicklungsstufe erreicht hat, auf der es sich weniger auf Produktion im eigenen Land konzentriert, sondern auf Anlage in fremden, kolonialen und halbkolonial abhängigen Ländern, aus denen es dann seinen Profit schröpft.
Das Kriterium des "Schröpfens" ist hier entscheidend und so müsste der in der Theorie Bewanderte fragen:
"Wer schröpft eigentlich im Falle Russlands wen?"
Einfachste Recherche im Internet ergibt, dass 26 Prozent der Anteile des wichtigsten russischen Unternehmens Gazprom einer New Yorker Bank gehören und fast die Hälfte von Russlands größter Bank Sber ausländischen Anteilseignern. Bis einschließlich 2021 wurden aus Russland jährlich bis zu 200 Milliarden US-Dollar an Profiten ausländischer Unternehmen ins Ausland, vorrangig in den Westen, ausgeführt. Rekordjahr war das Jahr 2022 mit 243 Milliarden US-Dollar, 13,5 Prozent des russischen BIP. Koloniale Kontribution zahlte Russland auch, indem ein erheblicher Teil des Einzelhandels und der Hotellerie ausländischen Unternehmen gehörte. Was ist das, wenn nicht "Schröpfen" eines ganzen Landes?
Und wo und in welchem Umfang "schröpft" bitte das russische Kapital? Auf Anhieb fallen einem nur Investitionen in die Energiebranche und die Eisenbahnen Armeniens ein, die nur Verluste einbrachten, sowie Immobilien in Montenegro und auf Zypern. Ohne Ironie: Peanuts.
Dabei ist auch noch zu fragen, ob das "russische" Kapital überhaupt nationales Kapital Russlands ist: Welche "russischen" Oligarchen haben ihren Hauptwohnsitz eigentlich nicht in London und nur einen russischen Pass? Ein Kapitalismus, der mit dem Verscherbeln unverarbeiteter Bodenschätze sein Hauptgeschäft macht, mindestens zu einem Viertel aus dem Ausland kontrolliert wird und dessen Bourgeoisie überdeutlich Komprador-Charakter hat, befindet sich in seinem imperialistischen Stadium? Ist das ernst gemeint, ihr deutschen "Linksintellektuellen"? In allen anderen Fällen nennt man so etwas "Halbkolonie".
Das pinkelnde Kind auf der Linken Grab
Ein besonders schillerndes Beispiel der intellektuellen Verwahrlosung deutscher Linker bringt Leo Ensel: die "linke" EU-Abgeordnete Carola Rackete. Wir erinnern uns, die auf Platz 2 der Kandidatenliste der Partei "Die Linke" zur Europawahl des Jahres 2024 war der "große Coup" der inzwischen abgewählten Parteiführung. 2,7 Prozent der Stimmen brachte er letztlich ein. Ensel nennt die Dame ein "Trojanisches Pferd", denn im EU-Parlament ist Rackete mit nichts anderem als dem Abriss traditioneller Positionen der Linken beschäftigt. So stimmte sie für die Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern an die Ukraine.
Und so begründete Rackete dies:
"Links zu sein bedeutet, an der Seite der Unterdrückten zu sein, sei es in Palästina, Kurdistan oder der Ukraine. Wenn wir uns darüber einig sind, wer Recht und wer Unrecht hat, können wir nur in diese Richtung handeln. Ich war immer kritisch gegenüber der NATO, aber in diesem Fall ist die Situation ganz klar: Es war Russland, das nach Georgien zum zweiten Mal in die Ukraine einmarschiert ist. Putin erkennt die Souveränität der Ukraine nicht an und will sie zerstören. Es gibt ein eindeutig unterdrücktes Volk und es ist unsere Pflicht, ihm bei der Verteidigung zu helfen."
Ich weiß nicht, wie es anderen beim Lesen dieser Zeilen geht. Ich sehe da ein für sein mentales Alter zu groß geratenes Kleinkind: Es ist Infantilismus pur. Rackete kennt offenbar nur Widersprüche auf der Ebene der in ihrem Schulatlas eingezeichneten Länder, unterhalb und oberhalb gibt es in ihrer Vorstellungswelt keine Unterdrückungsverhältnisse... Donbass, Südossetien, Abchasien – nie gehört. Ukraine als antirussischer Rammbock des Westens – Verschwörungstheorie. Acht Jahre ukrainischen Bombardements von Donezk, Lugansk und Gorlowka – stand nicht in meiner Zeitung.
Natürlich muss im Zusammenhang mit Russland auch der Kampfbegriff "Imperialismus" fallen:
"Es ist keine Frage von Ost oder West, von Russland oder der NATO. Es ist eine Frage des Imperialismus. Wir müssen den Schwächeren helfen, sich gegen die Missbräuche der Stärkeren zu verteidigen, und Russland ist eindeutig stärker als die Ukraine. Aus diesem Grund muss die EU weiterhin Waffen an Kiew liefern und zulassen, dass es auf russischem Territorium angreift."
Und die Ukraine ist stärker als der Donbass, der Westen stärker als Russland. Aber was ficht das unsere "Seenotretterin" an? Das Feindbild ist klar und weder NATO noch der Donbass sind im Schulatlas eingezeichnet. Deutschland des Jahres 1941 hat sich im Ergebnis übrigens auch als schwächer erwiesen als die Antihitlerkoalition. Mit wem Frau Rackete damals wohl marschiert wäre? Bedenken, sich auf die Seite derjenigen zu schlagen, die das Andenken der Roten Armee tilgen und dasjenige von Hitlers Kollaborateuren, die 1944 in den Rücken sowjetischer Soldaten schossen, mit Denkmälern und Straßennamen ehren, hat sie jedenfalls nicht.
Deutschlands Linke ist am Ende, Rackete ist das auf ihr Grab pinkelnde Kind. Liebknechts Erben sind so sehr verwahrlost, dass sie zu seinem Gegenteil verkommen sind. Die Frage des Dritten Weltkriegs wird sich hoffentlich ganz ohne sie entscheiden, denn sie würden heute für Kriegskredite stimmen.
Und den Aufrichtigen unter den Linken ist zu raten: Fangt wieder bei null an! Bei Urschleim und Allgemeinbildung.
Mehr zum Thema ‒
Quelle:
"Schlag die Nazi-Sau": Die Linke ist beim Unterschichten-Bashing angekommen
1 Mär. 2025
"Die Linke" jubelt über ihren Wahlerfolg und das nicht mehr für möglich erachtete politische Überleben. Den Triumphmarsch für den Weg vom Müllhaufen der Geschichte in den Bundestag vertonte sie mit dem Rap-Song "Hausverbot". Achten sollte man darauf, gegen wen sich die Gewaltfantasien richten.
![[Bild: 67c1f57848fbef29f5057a7b.jpg]](https://mf.b37mrtl.ru/deutsch/images/2025.02/article/67c1f57848fbef29f5057a7b.jpg)
Die Triumphierer: Heidi Reichinneck und Sören Pellman (beide Die Linke) feiern am 25.02.25 im Bundestag sich und ihren Erfolg - Quelle: © Sebastian Gollnow/dpa
Von Alexej Danckwardt
Das Hip-Hop-Lied "Hausverbot" der Rap-Combo $ONO$ CLIQ sorgt aktuell deutschlandweit für Aufregung und Diskussionen.
"Schmeiß die Nazis raus, schlag die Nazi-Sau,
mach sie kaputt",
so die Aufforderung darin.
Die Linke hat ihn sogar zu so etwas wie der offiziellen auserkoren.
Die Sprache der Gewalt und des Hasses ist indes nicht neu. Schon vor Jahren machten Punkband "Feine Sahne Fischfilet" und die Hip-Hopper von K.I.Z. mit Schlagzeilen und die "Antifa" hob sie auf den Schild. Aus dem "Nazis raus aus den Köpfen" ist bei den Linken schon längst das wörtlich zu nehmende "Nazis raus" geworden und der farb- und glücklose sächsische Linken-Vorsitzende Rico Gebhardt freute sich schon im Jahr 2015 in einer Parteitagsrede über Mitglieder, die "Nazis jagen". Also über Menschenjagden, wenn man es genau nimmt.
Neu ist etwas anderes: die in den Liedzeilen des Songs mitschwingende Verachtung für die Unterschichten, die Benachteiligten des kapitalistischen Systems. Nun, der Leser wird einwenden, dass auch das bei dieser in kleinbürgerlichen Milieus verwurzelten Linken nicht neu ist, und das stimmt. Doch nie zuvor trat der Hass auf das Proletariat, auf die "Les Miserables" so offen zutage und wurde so offen ausgesprochen.
Lesen wir uns ein in den Songtext:
"Deine Aggression ist lächerlich, du Kind wirst nie erwachsen.
Deine Eltern wähl'n stolz die AfD und wohn'n in Sachsen.
Für euch haben wir kein'n Platz, wir sind motivierte Atzen. (Nein)
Mehmet ist auf Arbeit, Detlef ist auf Crack. (Höh)
Fatma macht Karriere, Susanne hat nur Pech. (Oh)
Du suchst die Schuld niemals bei dir.
Wundert euch nicht, wenn ihr den Krieg wieder verliert."
So ganz nebenbei auch noch gegen Sachsen gehetzt, der Applaus dafür ist beachtlich für die ehemalige Ost-Partei … Aber zu diesem Aspekt ein anderes Mal.
"Du suchst die Schuld niemals bei dir"? Dieser Vorwurf erinnert doch an etwas …
Wir kannten das Unterschichten-Bashing bislang aus Hetzblättern wie Bild, Berliner Kurier, FAZ und sonstiger bürgerlicher Presse. Selbst schuld sei der Arbeitslose an seiner Lage – der Faule, der Unflexible, der Schmarotzer – hieß es dort immer und immer wieder. Susan Bonath hat diese Masche in einer ganzen Reihe wunderbarer Artikel offengelegt:
Kein Grund also, es zu wiederholen – man lese Bonaths engagierte Analysen und erkenne die Muster.
"Die Linke" gab bislang zumindest vor, System hinter dem Elend zu sehen, die sich perpetuierenden Reichtumsverhältnisse, den Zusammenhang zwischen der sozialen Herkunft und den Aufstiegschancen und vieles mehr. Kapitalismuskritik nannte sich das und sie war das Steckenpferd der PDS, des WASG und der aus ihnen zusammengeklebten Partei "Die Linke" in ihren ersten Jahren.
Jetzt ist sie die Partei der "motivierten Atzen". Die ostdeutschen Plattenbaugebiete hat sie längst verloren, den "mittelalterlichen weißen deutschen Arbeiter" verachtet sie.
"Ich sehe auch jeden Tag die schlechten Nachrichten
Aber such' den Fehler bei mir, nicht bei den anderen,"
singt der erfolgsverwöhnte Rapper und "die Linke" klatscht mit und nickt im Takt. Man muss nur das Nörgeln einstellen, den Fehler bei sich suchen und schon steht man in gut bezahlter Arbeit oder gründet eine Plattenfirma und schwimmt in Geld. Nicht wahr?
So wird auch klar, wer mit "Nazi-Sau" gemeint ist: der Proll aus dem Plattenbau, in Sachsen und überall in Deutschland. Ihm will die deutsche Linke keine andere Erklärung für seine Lage mehr bieten. Bestenfalls hat man ein paar Sprüche aus 08/15-Motivationstrainings parat, schlimmstenfalls überlässt man ihn ohne jede alternative Welterklärung sich selbst und "rechten Rattenfängern" – und wundert sich dann, dass er auf Abwege des Ausländerhasses gerät. Auch wenn er letzteres nicht wirklich tut, sondern sich "nur" die Rückkehr zur Normalität vergangener Jahre an den Grenzen des Landes wünscht. Am Schluss ist er so oder so der "Nazi", dem "Linke" mit der Mentalität von Fußballhools den Kopf einzuschlagen bereit sind.
Erst verraten sie den Proletarier, dem sie zu dienen berufen waren, lassen ihn allein und im Stich. Heute beschimpfen sie ihn und drohen ihm Gewalt an. Und morgen?
Warum auch nicht? Wie sich jetzt zeigt, ging es den PDS-"Linken" nie um das Wohlergehen jener im Plattenbau. "Ankommen" wollten sie persönlich in den Verheißungen der "Demokratie" und des Kapitalismus, in der bundesdeutschen Gesellschaft akzeptiert werden. In den Bundestag, in Talkshows und in VIP-Logen. Die Wähler und Anhänger waren da nur Mittel zum Zweck, Verhandlungsmasse, die antikapitalistische Rhetorik geheuchelt. Bodo Ramelow (Seine Majestät ), vor kurzem noch selbst vom Verfassungsschutz beobachtet, spricht nun von "uns Demokraten", wenn er in Talkshows neben FDP-Größe Wolfgang Kubicki sitzt. Letzterer widerspricht nicht und Lanz bekannte sich im jüngsten Podcast gar zur lange Zeit geheim gehaltenen Liebe zu Ramelow. Angekommen sind sie und darüber wunschlos glücklich.
Ausgerechnet Kubicki musste dann auch den neuen Linken-Star Heidi Reichinneck im Bundestag daran erinnern, dass man Barrikaden bislang immer gegen die Regierung zu errichten pflegte, nicht gegen eine Oppositionspartei. So etwas weiß eine Linke heutzutage nicht mehr. Barrikaden gegen die Regierung? Revolution gegen den Kapitalismus? Gerade jetzt, wo es für den eigenen Hintern so warm und so gemütlich geworden ist? Aber nicht doch …
Der Wahlerfolg, mit dem vor einem Monat noch niemand zu rechnen wagte, bestärkt sie jetzt darin. "Alles richtig gemacht, die Strategie ist aufgegangen." In Wahrheit stimmt nichts davon, das war schlicht mehr Glück als Verstand. Die Linke profitierte überraschend von der Anti-AfD-Kampagne, überraschend auch für deren Urheber. Zugutekommen sollte sie der SPD und Grünen, doch als Friedrich Merz im Bundestag Stimmen der AfD für seine populistischen "Zustrombegrenzungsanträge" in Kauf nahm und die "Christdemokraten" nun auch "Nazis" waren, strömten die vom monatelangen Aufwiegeln Verängstigten massenweise zur Linken. Sie sei schließlich die Einzige, die mit der CDU nicht koalieren werde. Eine Gewissheit, die übrigens auch längst überholt ist.
Nebeneffekt: "Die Linke" wird jetzt noch weniger motiviert sein, ihre Ausrichtung auf städtische Jungbourgeois zu überdenken. Die Rechnung ist ja aufgegangen. Vorerst.
Und so steht das Proletariat auch weiterhin ohne eigene Interessenvertretung in der bundesdeutschen Politik dar, den dafür bestimmten Platz blockieren Linken-Bonzen weiter mit ihren fetten (oder auch im Fitnessclub gestylten), alten und jungen, Karrieristenhintern:
"Hausverbot, schmeiß' die Nazis raus, schlag' die Nazi-Sau.
Mach' sie kaputt, das ist unser Haus, das ist unser Club."
Ja, es ist jetzt ihr Club. Merkt euch das.
Quelle:
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